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Richard Stengel

Mandelas Weg. Liebe, Mut, Verantwortung. Die Weisheit eines Lebens. Aus dem Englischen von Anne Emmert

München: C. Bertelsmann 2010; 255 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-570-10048-6
Der Autor kennt Nelson Mandela gut, er ist Co-Autor von dessen Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“ und traf ihn daher über drei Jahre nahezu täglich. In diesem Band geht er der Frage nach, was Mandela so außergewöhnlich mache, zum „vielleicht letzten echten Helden auf unserer Erde“ (13), der einerseits keiner Fliege etwas zuleide tun könne, andererseits jedoch 1961 den militärischen Flügel des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gegründet und befehligt hatte. Diesem zweiten Aspekt der Frage geht Stengel leider nicht genauer nach. Das Buch, das sich sehr spannend wie eine Anekdotensammlung liest, weist daher gerade an jener für die Person Mandelas so interessanten Stelle, an der er der Gewalt abschwört, eine Leerstelle auf. Als zentral für seine Entwicklung, wie könnte es auch anders sein, stellt der Autor dessen 27-jährige Haft heraus. Dort habe er die so wichtigen Führungseigenschaften „Selbstkontrolle, Disziplin und Konzentration“ (25) gelernt, charakterliche Eigenschaften, die er auch Barack Obama attestiert, in dem er eine Art Nachfolger Mandelas sieht. Stengel verschweigt auch nicht den sich inszenierenden Medienprofi Mandela, der sich mit nacktem Oberkörper vor einem Boxring abbilden ließ, vor Gericht in afrikanischer Tracht auftrat oder den Wahlkampf 1994 einzig mit Plakaten bestritt, auf denen er lächelte. Um die Macht der Bilder wissend, signalisierte er mit letzterem sein Programm der Versöhnung. Ebenso vom Gespür für das Symbolische und die Menschen gekennzeichnet war seine Hinwendung zum Sport, als 1994 und 1995 der Zusammenhalt Südafrikas auf Messers Schneide stand. Mit dem Tragen des Trikots und der Kappe der burischen Springboks Rugby-Mannschaft gelang es ihm mit einer Geste, die Stimmung im Land entscheidend zu beeinflussen. Die Fähigkeit Mandelas, im entscheidenden Moment das Heft des Handelns zu ergreifen und das Nötige zu tun, bezeichnet der Autor als „Führung von vorn“ (65). So habe er 1985 als Häftling ohne Rücksprache mit dem ANC Geheimverhandlungen mit dem Apartheitsregime aufgenommen und riskiert, „das Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen“ (70).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.1 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Richard Stengel: Mandelas Weg. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32434-mandelas-weg_38698, veröffentlicht am 11.01.2011. Buch-Nr.: 38698 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken