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Ina Wunn / Mualla Selçuk (Hrsg.)

Islam, Frauen und Europa. Islamischer Feminismus und Gender Jihad – neue Wege für Musliminnen in Europa?

Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2013; 270 S.; kart., 26,90 €; ISBN 978-3-17-021152-0
Nur durch eine differenzierte Sicht könne es gelingen, bestehende und diskursmächtige Bilder und Vorurteile über muslimische Frauen aufzubrechen, schreibt Corinna Gomani in ihrem Beitrag. Sie zielt damit zugleich auf den Kern dessen, was dieser Sammelband konzeptuell zu leisten versucht. In 14 Beiträgen reflektieren, analysieren und diskutieren die Autorinnen und Autoren das Thema Frauen, Frauenrechte und Islam aus historischer, theologischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Diese interdisziplinäre, multiperspektivische und methodologisch vielseitige Herangehensweise eröffnet eine Sicht auf den islamischen Feminismus, der – entgegen gängiger Stereotypen – muslimische Frauen als Subjekte in den Mittelpunkt rückt und die Vielschichtigkeit der Thematik betont: Muslimische Frauen suchen ihren Platz in der europäischen Gesellschaft und sind dabei „konfrontiert mit den Vorurteilen der Mehrheitsgesellschaft, möglicherweise belastet durch die familiäre Migrationsgeschichte, eingeschränkt durch eine traditionelle Lesart der Scharia und abgelehnt von der westlichen feministischen Bewegung“ (42). Besonders hervorzuheben ist der Beitrag von Birgit Rommelspacher, der als Plädoyer für die Dekonstruktion und Kontextualisierung des Feminismusbegriffs zu lesen ist. Die Psychologin und Pädagogin kritisiert die ablehnende Haltung des westlich‑säkularen Feminismus gegenüber dem islamischen und bezeichnet ihn als Fortschreibung der „elitäre[n] Tradition der Aufklärung“. In dieser weitgehenden Ignoranz und Eindimensionalität liege „nicht nur das Potenzial für Konflikt und Missverständnisse, sondern auch für Dominanz und Ausgrenzung“ (175). Insgesamt bietet der Band durch seinen ganzheitlichen und kritischen Zugang eine gelungenen und bereichernden Einblick in das Thema Frauenrechte im Islam. Wie sind muslimische Frauenrechtlerinnen transnational vernetzt? Sind Frauen per se religiöser als Männer? Wie steht es mit der Religiosität muslimischer Frauen in der Bundesrepublik? – Auf Fragen wie diesen werden in den Beiträgen überraschende und bestechend anschauliche Antworten gegeben.
Ann-Kathrin Wetter (WET)
Politikwissenschaftlerin, Studentin, Institut für Politikwissenschaft Ludwigs-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 2.23 | 2.27 | 2.35 | 2.36 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Ann-Kathrin Wetter, Rezension zu: Ina Wunn / Mualla Selçuk (Hrsg.): Islam, Frauen und Europa. Stuttgart: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32270-islam-frauen-und-europa_38507, veröffentlicht am 08.05.2013. Buch-Nr.: 38507 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken