Die Zukunft des Kapitalismus
Die 2008 weltweit einsetzende Finanzkrise hat sehr schnell und in ganzer Breite auf die sogenannte Realwirtschaft übergegriffen. In der öffentlichen Reaktion auf diese Krise haben sich Ungläubigkeit (über die globalen Folgen eines zunächst nur vom amerikanischen Immobilienmarkt ausgehenden Zusammenbruchs), tiefe Verunsicherung (angesichts der Abhängigkeiten der Real- von der Finanzwirtschaft) und Empörung (über das gänzlich moralfreie Handeln wirtschaftlicher Eliten) gemischt. Ob diese Debatten tatsächlich zu wirkungsvoll regulierenden Entscheidungen führen oder ihre Spuren hauptsächlich in einer Semantik hinterlassen werden, die die Relevanz staatlicher Ordnungsfunktionen höher bewertet als vor der Krise, lässt sich derzeit noch nicht beurteilen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat zwischen Mai 2009 und Januar 2010 mit einer Artikelserie die Stimmen von Wissenschaftlern, Politikern und Schriftstellern über die Zukunft des Kapitalismus eingefangen. Zustande gekommen ist ein durchaus anregendes Panorama sehr unterschiedlicher Positionen, aus denen man – bei aller Heterogenität der formulierten Wahrnehmungen, Erklärungen und Zurechnungen – lernen kann, wie schnell sich eine noch bis vor Kurzem fraglos geltende Normalität des ökonomischen Funktionssystems als bloße Vorstellung erweist, die nur im lockeren Zusammenhang mit der Realität steht.