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Sabine Korstian

Akteurinnen asymmetrischer Konflikte. Eine Studie zur nordirischen und palästinensischen Widerstandsgesellschaft

Freiburg: Centaurus Verlag 2010 (Frauen, Gesellschaft, Kritik 51); 366 S.; 28,- €; ISBN 978-3-8255-0761-9
Sozialwiss. Diss. Uni. Marburg. – Die Autorin betrachtet in ihrer Studie die Konflikte in Nordirland und Palästina im Vergleich, wobei sie sich auf die politische Partizipation der Frauen konzentriert. Dafür hat Korstian 66 Interviews mit politischen Akteurinnen geführt. Die Grundannahme ist, dass die soziale Kategorie Geschlecht für die vielen Definitionsprozesse und Interpretationen zur Beschreibung von Widerstandgesellschaften in asymmetrischen Konflikten von zentraler Bedeutung ist – denn „Geschlecht ist ein Ordnungsprinzip von Gesellschaft, das sich für Arbeitsteilung, für soziale und politische Teilhabe und für sonstige Unter- und Überordnung nutzen lässt“ (13). Die Untersuchung der Autorin zeigt, dass sich in den Widerstandgesellschaften für die Frauen neue Möglichkeiten der Partizipation ergaben. Die vergleichende Perspektive auf die politische Partizipation erweist zudem, dass den nordirischen Republikanerinnen bereits Ende der 60er-Jahre ein historisch gewachsener Rahmen in ideologischer und institutioneller Hinsicht zur Verfügung stand, den sie als Akteurinnen nutzen konnten. Die Palästinenserinnen mussten sich einen solchen jedoch erst schaffen, um ihr Engagement zu legitimieren. Sie hatten sich u. a. mit der traditionellen Geschlechterordnung und dem Aufkommen der islamistischen Kräfte auseinanderzusetzen. So erläutert Korstian: „Die traditionelle Geschlechterordnung […] und die große Heterogenität der palästinensischen Gesellschaft schränken die Teilnahme vieler Frauen ein“ (161). So kommen die palästinensischen Akteurinnen eher aus der Oberschicht, während die kleine republikanische Widerstandsgesellschaft in Nordirland eher ein Unterschichtenphänomen war. Gemeinsamkeiten der Funktionen der Frauen lagen vor allem im Bereich der Außendarstellung, der Verbreiterung der sozialen Basis oder als „Lückenbüßerin“ (162), wenn Männer tot oder im Gefängnis waren. Das weibliche Geschlecht wurde und wird zudem in der Funktion der schwachen und schützenden Mutter und Ehefrau sowie nationalen Schwester politisiert: „Also symbolisieren Frauen den Opferstatus der Nation“ (311).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.25 | 2.61 | 2.63 | 2.27 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Sabine Korstian: Akteurinnen asymmetrischer Konflikte. Freiburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32245-akteurinnen-asymmetrischer-konflikte_38480, veröffentlicht am 09.06.2010. Buch-Nr.: 38480 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken