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George Soros

Der Blick geht nach vorn. Fünf Grundpfeiler der Märkte von morgen

München: FinanzBuch Verlag GmbH 2010; 137 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-89879-585-2
„Ich habe im Laufe meines Lebens einen konzeptionellen Rahmen entwickelt, der mir beim Geldverdienen als Hedgefonds-Manager und beim Geldausgeben als politikorientiertem Philantropen nützlich war“ (9), schreibt Soros und erläutert in diesem Band die Grundlagen seines Denkens, das sich an das Konzept der offenen Gesellschaft von Karl Popper anlehnt. Das Buch enthält fünf Vorträge, die Soros im Herbst 2009 in seiner Geburtsstadt Budapest gehalten hat. Darin führt er zunächst sehr abstrakt in die Prinzipien der Fehlbarkeit und der Reflexivität ein. Sie bezeichnen das Phänomen, wonach die Sichtweise eines Menschen den Verlauf eines Geschehens beeinflusst und dieses Geschehen sich wiederum auf die Sichtweise auswirkt. Diese zentralen Stützpfeiler seines – auch bereits in früheren Publikationen des Autors ausgeführten – Konzeptes wendet er dann auf die Finanzmärkte an, beginnend mit der Aufforderung an sein Publikum: „Bitte sammeln Sie sich: In diesem Vortrag habe ich die Erfahrungen eines Lebens hineingepackt.“ (33) Darin kritisiert er die Grundannahmen der Wirtschaftstheorie (insbesondere das Gleichgewichtsparadigma und die Effizienzmarkthypothese) und stellt diesen seine Interpretation der Finanzmärkte – „man könnte sie die Reflexivitätstheorie nennen“ (52) – entgegen. Weiterhin setzt Soros sich mit dem Verhältnis von Kapitalismus und offener Gesellschaft auseinander, verurteilt „den Marktfundamentalismus als eine gefährliche Irrlehre“ (90) und geht schließlich auf die jüngste Finanzkrise ein. „Wir stehen am Ende einer Ära, auch wenn uns das bislang nicht voll bewusst ist“ (115), schreibt Soros und bezieht sich dabei vor allem auf das veränderte Kräfteverhältnis zwischen den USA und China. Der Washington Consensus sei gescheitert, der internationale Kapitalismus habe sich als grundlegend instabil erwiesen. Daher sei eine multilaterale Neuausrichtung der globalen Finanzarchitektur erforderlich, nicht als Stückwerk, sondern als ein „großer Wurf“ (118). Und selbstverständlich skizziert Soros am Ende, wenn auch nur sehr knapp, wie dieser aussehen könnte.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.43 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: George Soros: Der Blick geht nach vorn. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32202-der-blick-geht-nach-vorn_38410, veröffentlicht am 02.06.2010. Buch-Nr.: 38410 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken