Skip to main content
Steven T. Wax

Kafka in Amerika. Wie der Krieg gegen den Terror Bürgerrechte bedroht. Aus dem Englischen von Werner Roller

Hamburg: Hamburger Edition 2009; 496 S.; geb., 29,90 €; ISBN 978-3-86854-208-0
Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben in den Vereinigten Staaten eine intensiv geführte Sicherheitsdebatte ausgelöst. Dabei wurde vonseiten der Regierung unter George W. Bush ein stark restriktiver Kurs favorisiert. Gegner dieser Politik kritisierten die Beschneidung von Freiheitsrechten, zum Symbol wurde das Gefängnis in Guantanamo Bay. Wax, der in den USA als staatlich bestellter Pflichtverteidiger arbeitet, beschreibt die Auswirkungen der Sicherheitspolitik der Regierung am Beispiel zweier Mandanten: Brandon Mayfield, ein gebürtiger Amerikaner, praktiziert selbst als Anwalt. Er wurde im März 2004 nach den Bombenanschlägen von Madrid verhaftet, nachdem Fingerabdrücke auf einer in der Nähe des Tatortes gefundenen Plastiktüte fälschlicherweise ihm zugeordnet wurden. Der Sudanese Adal Hamad, der in der Verwaltung eines pakistanischen Krankenhauses arbeitete, wurde nach Guantanamo verschleppt, ohne dass ihm die Gründe seiner Festnahme genannt wurden. Während Mayfield nach 19 Tagen entlassen wurde und eine Entschädigung von zwei Millionen US-Dollar erhielt, blieb Hamad über fünf Jahre inhaftiert und erhielt nach seiner Entlassung nichts. Es wurde argumentiert, dass Hamad keinerlei Rechte – weder als Bürger noch als Kriegsgefangener – für sich in Anspruch nehmen könne. Er war rechtlos, wie die Figur Josef K. in Franz Kafkas Roman „Der Prozess“, auf den sich der Titel des Buches bezieht. Wax zeigt, wie durch den im Oktober 2001 erlassenen „Patriot Act“ die Rechte der Terror-Verdächtigen systematisch geschwächt und deren Verteidigungsmöglichkeiten eingeschränkt wurden. Die juristischen Zusammenhänge sind dabei auch für Laien verständlich beschrieben. Zudem erläutert Wax den durch diese Maßnahmen erfolgten Ansehensverlust für die Vereinigten Staaten vor der Weltöffentlichkeit. Eine detaillierte juristische Aufarbeitung aber könnte seiner Meinung nach dazu beitragen, dieses Ansehen wiederherzustellen.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.64 | 2.263 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Steven T. Wax: Kafka in Amerika. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32182-kafka-in-amerika_38385, veröffentlicht am 28.04.2010. Buch-Nr.: 38385 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken