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Andreas Eis

Europäische Bürgerschaftsbildung. Die Neukonstruktion der Bürgerrolle im europäischen Mehrebenensystem

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2010; 415 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-89974575-7
Diss. Fakultät für Sozial- und Verhaltenswiss. Jena; Gutachter: C. Deichmann, M. Fröhlich. – Von der Herausbildung einer europäischen Bürgerschaft im Sinne von länderübergreifenden, zivilgesellschaftlichen, öffentlichen Strukturen könne, so der Politikdidaktiker Eis, bisher nur in Ansätzen die Rede sein. Ist es die Aufgabe politischer Bildung, eine europäisch-republikanische Öffentlichkeit zu schaffen, um eine europäische politisch-demokratische Identität zu stiften? Eis beantwortet diese Frage mit ja und vertritt die These, dass die Entwicklung eines „regional verorteten europäischen Problembewusstseins und Deutungswissens“ die Grundlage bürgerschaftlicher Urteils- und Handlungskompetenzen bildet. Somit würden junge Europabürger befähigt, ihre Interessen und ihre Rolle als politisch mündige Bürger sowohl in einem zusammenwachsenden Europa als auch in nationalen und regionalen Lebensbereichen wahrzunehmen. Er entwickelt einen politikdidaktischen Ansatz zur normativen Begründung politisch-demokratischer Europakompetenzen. Im Zentrum der Studie steht die Frage, „inwiefern durch politikdidaktische neu zu rekonstruierende konzeptuelle Deutungskategorien den institutionellen Wandlungsprozessen im europäischen Mehrebenensystem und der damit einhergehenden Transformation des (National)Staates sowie einer veränderten Bürgerrolle in einem zunehmend entgrenzten politischen Raum Rechung getragen werden kann“ (25). Durch seine Analyse der Alltagsdeutungen und Fachkonzepte von Schülern und Lehrern sowie durch die systematische Auswertung von über 60 europabezogenen Unterrichtsstunden wird offensichtlich, dass die Deutungsperspektiven der Schüler und Lehrer „in der unterrichtlichen Kommunikation häufig aneinander vorbei[laufen]“ (382). Es zeigt sich, dass den Lehrern die Kompetenz fehlt, Ordnungskonzepte des Regierens jenseits des Staates zu vermitteln. Daher schlägt der Autor einen mehrdimensionalen Ansatz zur Erschließung der europapolitischen Realität vor, der auf dem Konzept der Bürgerschaftspraxis basiert. Die Defizite in der schulischen europapolitischen Bildung können, so Eis, mithilfe der Entwicklung und Erprobung von Best-Practice-Modulen abgebaut werden. Hervorgegangen ist die Arbeit aus einem Forschungsprojekt der Professur für Didaktik an der Universität Jena in Kooperation mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.4 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Andreas Eis: Europäische Bürgerschaftsbildung. Schwalbach/Ts.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32179-europaeische-buergerschaftsbildung_38378, veröffentlicht am 09.02.2011. Buch-Nr.: 38378 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken