Skip to main content
Roger de Weck

Nach der Krise. Gibt es einen anderen Kapitalismus?

München: Nagel & Kimche 2009; 112 S.; geb., 10,- €; ISBN 978-3-312-00454-6
Mit dem Ruf selbst der härtesten Neoliberalen nach staatlichen Hilfen für die Rettung des Finanzmarktes ist für den Volkswirt und ehemaligen Chefredakteur der ZEIT die Diagnose klar: Die neoliberalen „Dogmen waren gar keine, lediglich bemäntelten sie nackte Interessen“ (7 f.). Damit ist der Weg frei, die Regeln des kapitalistischen Marktes neu, nämlich nach den Interessen der Gemeinschaft, zu gestalten. Die Vorschläge, die de Weck dafür macht, stützen sich auf die Verantwortungsbereitschaft des Einzelnen und fordern transparente Regeln der Marktorganisation. Erstaunlicherweise lassen sich damit sogar recht radikale Ideen formulieren, ohne freilich wiederum in eine staatskapitalistische Interessenpolitik zu münden. Nach einer interessanten, wenn auch zur Polemik neigenden Einführung in die Kapitalismuskritik seit Tacitus fordert de Weck in der zweiten Hälfte seines Bändchens eine Orientierung an Werten und bewusst jenseits des Profits gesetzten Zielen. Da der Staat de facto eine große moralische Kraft besitze, solle diese nicht verschwendet, sondern für „ein gleichrangiges Verhältnis von Kapital und Arbeit“ und eine Wirtschaftsleistung „als Mittel zum Zweck der Wohlfahrt auf Generationen hinaus“ (59) genutzt werden. Die so vorgezeichnete Einbettung des Wirtschaftslebens in eine demokratische Gesellschaft, in der persönliches Eigentum stets nur als von der Gemeinschaft geliehen gilt, könnte angesichts der klugen Gedanken von de Wecks Essay problemlos zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung zwischen den Befürwortern und Gegnern des Kapitalismus beitragen.
Stefan Militzer (SM)
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.43 | 2.3 Empfohlene Zitierweise: Stefan Militzer, Rezension zu: Roger de Weck: Nach der Krise. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32053-nach-der-krise_38231, veröffentlicht am 13.10.2010. Buch-Nr.: 38231 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken