Hugo Ball, Journalist und Mitbegründer des Dadaismus, beschäftigte sich während der Zeit des Ersten Weltkriegs mit den Werken Michael Bakunins. Ball fasste Texte und Briefe von und über Bakunin zusammen und schuf dadurch eine „Werksbiografie“, ohne diese jedoch zu veröffentlichen. Schlichting präsentiert mit diesem Band eine edierte und kommentierte Version dieser Texte, die der Öffentlichkeit seit über 90 Jahren nicht zugänglich waren. Der erste Teil behandelt die Jahre 1815-1849 und somit Bakunins Zeit in Moskau, Berlin, Zürich, Paris, Prag und Dresden. Der zweite Teil umfasst die Jahre 1849-1866. Im Anhang findet sich ein dritter Teil, der die Vorarbeiten Balls für die Jahre 1866-1876 enthält. Ball montiert in allen Teilen Texte von Bakunin über Hegel, Marx, Kommunismus und Philosophie mit Briefen an und von Alexander Herzen, Georg Herwegh und Pawel W. Annenkow. Er zeigt Bakunin als einen getriebenen und umtriebigen Revolutionär mit anti-autoritären und teilweise mystizistischen Prägungen. Zeitgeschichtliche Bezüge werden durch den Versatz mit Aufzeichnungen von Adolf Reichel, Arnold Ruge und Richard Wagner gesetzt. Die Textfragmente sind meistens kurz gehalten und erlauben somit nur Schlaglichter auf die theoretischen Grundannahmen für Bakunins Handeln. Damit wird den geschichtsphilosophischen und politiktheoretischen Gedanken Bakunins ein geringer Raum geboten. Dennoch kann dieser Band aus politikwissenschaftlicher Sicht eine Analyse von Interaktionsbeziehungen ermöglichen. Durch den tiefgehenden Kommentar im Anhang lässt sich außerdem der zeitgeschichtliche Kontext von Bakunins Aktivitäten weiträumig erschließen. Positiv zu bewerten ist auch das Personenregister im Anhang. Gewöhnungsbedürftig bleibt hingegen die Transkription der russischen Textstücke.