Aufmarsch. Die rechte Gefahr aus Osteuropa
Obwohl in den letzten Jahren mit verschiedenen Veröffentlichungen die extreme Rechte in Mittel- und Osteuropa in den Blick genommen wurde, liegt der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Publikationen nach wie vor auf Westeuropa. Diese werden ergänzt durch zahlreiche journalistische Analysen, die häufig durch interessante Informationen und Einblicke bestechen. Mayer und Odehnal kommt der Verdienst zu, einem deutschsprachigen Lesepublikum erstmalig solche Blicke auf die extreme Rechte in Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Kroatien und Serbien sowie in Bulgarien zu ermöglichen. Als Journalisten und langjährige Osteuropakorrespondenten schreiben sie unter anderem für bekannte Tageszeitungen. Ihr Buch bietet weniger politikwissenschaftliche Analysen, sondern Berichte und Reportagen, die jedoch hervorragend die politische Lage skizzieren. Sie beleuchten die Rolle nationalistischer politischer Parteien ebenso wie sie über die Aktivitäten der organisierten extremen Rechten auf den Straßen Osteuropas berichten. Während sich verschiedene Parteien aufgelöst oder an den politischen Mainstream angepasst haben, sind neue extrem rechte Strukturen entstanden, die vor allem durch Hetze und Terror gegen Minderheiten wie Roma auffallen. Neu ist auch die zunehmende Vernetzung mit entsprechenden politischen Akteuren in anderen europäischen Ländern Ost-, aber auch Westeuropas. Die Autoren beschränken sich nicht auf das Studium einschlägiger Publikationen, sondern haben vor Ort recherchiert, zahlreiche Gespräche und Interviews geführt und viele der Führungspersonen der extremen Rechten genauso getroffen wie ihre Opfer, aber auch Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und Wissenschaftler. Entstanden ist so eine Sammlung von Berichten und Reportagen, die ein eindrückliches Bild einer Szene zeichnet, die in ihrer Aktivität derjenigen Westeuropas in nichts nachsteht. Den einzelnen Länderberichten sind kurze Abhandlungen zur jeweiligen Geschichte vorangestellt. Damit ermöglichen es die Autoren, auch Lesern ohne umfassende historische Kenntnis die für die Analyse bedeutsamen spezifischen Kontextbedingungen zu erfassen.