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Peter H. Grassmann

Burn Out. Wie wir eine aus dem Fugen geratene Wirtschaft wieder ins Lot bringen

München: oekom verlag 2010; 149 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-86581-191-2
Einleitend schildert Grassmann, wie ihn bereits in den siebziger Jahren die Erfolglosigkeit der Marktwirtschaft in fast allen Schwellenländern zu der Überlegung veranlasste, dass die ordnende Hand des Marktes für diese Länder zu schwach sei. In Anbetracht von Korruption oder Steuerparadiesen waren einzelne Staaten offenbar nicht in der Lage, die nötigen Regulierungen zu treffen. Die Staatengemeinschaft war hier gefragt, erläutert der Autor, „doch der Gemeinschaftssinn war in unserem Wirtschaftssystem nicht eingebaut“ (15). Daher fordert er in seinem Buch die „Weiterentwicklung des Sozialen auf ein höheres Niveau“ (53). Die Grundlage dafür bildet das Modell der sozialen Marktwirtschaft mit ihren beiden Säulen aus gesetzlich gesicherten Arbeits- und Sozialrechten sowie den Mitbestimmungsrechten und der Vertragsfähigkeit der Betriebsräte im wirtschaftlichen Bereich. Dafür setzt Grassmann weniger auf den eingreifenden Staat, wie er ausführt, sondern auf einen neuen Werte- und Verhaltenskodex und eine erweiterte Mitsprache. So plädiert der Autor dafür, dass „wertorientierte Nichtregierungsorganisationen“ (NGOs) eine Art von Betriebsrat gründen und derart eine „systemimmanente Vertretung der Gesellschaft gegenüber den Wirtschaftbranchen“ (56) etablieren könnten. Ähnlich wie in Großbritannien könnten zudem Aufsichtsräte, die sich nicht an einen vereinbarten Wertekodex halten, auf eine Liste gesetzt werden; man könne sogar, so Grassmann, mithilfe des Gesetzgebers über die Ausgestaltung eines Berufsverbots nachdenken. Zu einem solchen Wertekodex zählt der Autor die Definition erfolgsabhängiger Vergütungen. Dafür müssten jedoch zuerst „die Erwartungen der Gesellschaft“ (130) an diese Branchen definiert werden. Ein umfassendes Konzept der Mitbestimmung der Zivilgesellschaft an der Nachhaltigkeits- und Werteorientierung der Marktwirtschaft sei erst möglich, führt der Autor aus, wenn auch die Politik akzeptiere, dass zukünftig mehr direktdemokratische Elemente in die repräsentative Demokratie eingebaut werden müssen. Der Autor war selbst viele Jahre im Management und in Vorständen großer Unternehmen tätig.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3 | 4.43 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Peter H. Grassmann: Burn Out. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31975-burn-out_38131, veröffentlicht am 20.05.2010. Buch-Nr.: 38131 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken