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Ulrich K. Preuß

Bedingungen globaler Gerechtigkeit

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Würzburger Vorträge zur Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Rechtssoziologie 39); 78 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-8329-5155-9
Der Versuch, die Bedingungen von globaler Gerechtigkeit auf knapp 70 Seiten darzustellen, erscheint im ersten Moment recht anmaßend. Aber Preuß hat gar nicht vor, eine Lösung für die weltweiten Ungerechtigkeiten darzulegen. Stattdessen bietet dieser verschriftlichte Vortrag vom Januar 2009 eine ganz hervorragende Einführung in eine überaus weitläufige und brisante Thematik mit dem Schwerpunkt auf der rechtlichen Perspektive. Im Anschluss an eine Unterscheidung in normative und strategische Ebenen globaler Ungleichheit geht Preuß auf die institutionellen Grundlagen ungleicher Verteilung ein. Diese hält er für prägend in Bezug auf die Bedingungen sozialer Gerechtigkeit. Darunter versteht er „die institutionalisierten Ordnungsmuster, die als soziale Grammatik unserer wirtschaftlich, politisch, militärisch und kulturell verflochtenen Weltgesellschaft wirksam sind“ (19). Bei einer globalen Ordnung, die auf einer Vielfalt von unabhängigen Staaten aufbaut, sei es besonders schwierig, so Preuß, distributive Gerechtigkeit, also Umverteilung, herzustellen. Um eine Antwort darauf zu finden, werden die zwei sich entgegenstehenden Denkschulen in dieser Debatte, die kosmopolitische und die national-partikulare, vorgestellt. Preuß stellt jedoch heraus, dass in seinen Augen kein Konzept vollständig funktioniert. Staatsgrenzen und Gesetze der einzelnen Länder könnten schon von einem rein praktischen Standpunkt her nicht mit Blick auf die universellen Rechte jedes Menschen vernachlässigt werden. Weiterhin wird die Bedeutung der Staaten und des Völkerrechts für die Umsetzung sozialer Gerechtigkeit näher beleuchtet. Denn nur, wenn Sicherheit und Freiheit in jedem Staat existierten, bestehe die Möglichkeit, dass jeder Mensch die gleichen Rechte und Chancen hat. Die Aufgabe der nationalen und transnationalen Akteure sei also nicht die direkte Umverteilung, sondern das Wahrnehmen der Verantwortung dafür, langfristig eine globale Gerechtigkeit herzustellen. Erwähnenswert ist zudem die ausführliche Bibliografie, die ein gezieltes Weiterlesen ermöglicht.
Nadja Hagen (NAH)
Studentin, MA Medien-u. Kommunikationswiss./Politik/Slavistik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Rubrizierung: 4.1 | 5.44 Empfohlene Zitierweise: Nadja Hagen, Rezension zu: Ulrich K. Preuß: Bedingungen globaler Gerechtigkeit Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31879-bedingungen-globaler-gerechtigkeit_38014, veröffentlicht am 01.04.2010. Buch-Nr.: 38014 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken