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Stefanie Krust

Zu einer gerechten Welt. Internationale und globale Gerechtigkeit und der Vorrang individueller Rechte

Berlin: Lit 2008 (Politische Theorie 7); 209 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-8258-1658-2
Diss. Hamburg; Gutachter: U. Steinvorth. – Um nichts weniger als um eine gerechte Weltordnung geht es Krust in dieser Studie. Im Mittelpunkt der kompakten politisch-philosophischen Auseinandersetzung stehen Probleme der Verteilungsgerechtigkeit, des Bevölkerungswachstums, des Umgangs mit natürlichen Ressourcen, der Migration, der Antastbarkeit von Staatengrenzen und des Handelns in Konflikten. Krust lässt aus ethischen Gründen nicht gelten, dass der Einzelne sich zurückzieht und die Lösung der unübersehbaren Defizite und Defekte Nationalstaaten, internationalen Gemeinschaften und Institutionen überlässt. Sie stellt in diesem Zusammenhang die liberalen Gerechtigkeitsannahmen John Rawls' und Wolfgang Kerstings in Frage, weil diese nicht ausreichend im Sinne aktiven individuellen Handelns seien. Stattdessen plädiert sie für den aktiven Lösungsansatz Thomas W. Pogges, das Elend aus der Welt zu schaffen und eben diese Welt zu verändern. Krust stellt die These auf, wer „die Vorstellung universell geltender Rechte hochhalten und entsprechend ‚Menschenrechte’ behaupten“ wolle, könne diese „nicht auf individuelle Ansprüche, auf Willkürfreiheit und Rechtssicherheit gegenüber jeweils lokal zuständigen Institutionen reduzieren und meinen, sie würden von außen durch die Anerkennung des Gebots der Nonintervention ausreichend geachtet.“ (191) Vor allem dort, wo Gesellschaften an ungerechten Strukturen beteiligt seien, dürften sie und ihre Bürger sich nicht „aus der Verantwortung stehlen“, auch wenn dies nicht geringe Opfer verlange. Sie seien „nicht allein unterlassungspflichtig, sondern auch hilfs- und kompensationspflichtig“ (91). Krusts Studie ist sauber hergeleitet, hat aber Schwächen. Auffällig ist die Abfolge langer Bandwurmsätze, die die notwendige Klarheit vermissen lassen. Von politischer Philosophie ist seit Wittgenstein zu fordern, klar zu formulieren. Auch ist der Anspruch, Rawls in der Frage politischer Gerechtigkeit zu widerlegen und Pogge zu bestätigen, eine Nummer zu groß geraten.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 4.42 | 4.41 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Stefanie Krust: Zu einer gerechten Welt. Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31866-zu-einer-gerechten-welt_38000, veröffentlicht am 10.02.2010. Buch-Nr.: 38000 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken