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Guy Kirsch

Freiheit – der nie erledigte Auftrag

Berlin: Lit 2009 (Swiss: Forschung und Wissenschaft 1); 310 S.; brosch., 32,90 €; ISBN 978-3-643-80012-1
Freiheit ist einer der zentralen Werte moderner Gesellschaften, doch auch sie ist zeitlichen Entwicklungen ausgesetzt. Kirsch, Professor für Neue Politische Ökonomie an der Universität Freiburg in der Schweiz hat sich in mehreren Aufsätzen mit der Frage auseinandergesetzt, welche Bedeutung Freiheit an sich – und insbesondere der Liberalismus – heute noch hat. Einige dieser Aufsätze, in denen der Autor seine Positionen deutlich bezieht, wurden nun in einem Sammelband zusammengestellt. Dabei werden in einem weiten Spektrum verschiedene thematische Aspekte des Liberalismus aufgegriffen. So wird auf den Unterschied zwischen progressiv-liberalen und bewahrend-konservativen Weltbildern und die Überbrückung dieses Gegensatzes in Verfassungsfragen eingegangen. Auch wird das freiheitliche Element der Unvorhersehbarkeit diskutiert. Es schließt sich die Beobachtung an, dass die eher am gesellschaftlichen Rand gedachten neuen Perspektiven auf den Mainstream des gesellschaftlichen Establishments angewiesen sind, um Relevanz zu erlangen. Umgekehrt bedarf auch das Establishment dieser Einflüsse, um nicht in eine lähmende Routine zu verfallen und dann auf neue Entwicklungen nicht reagieren zu können. Ein weiterer Aufsatz bezieht sich auf den Zusammenhang zwischen Liberalität und Angst, die darin besteht, dass in einer liberalen Gesellschaft die Angst des Einzelnen eine selbst gewählte ist, während sie in illiberalen Gesellschaften fremdbestimmt wird. Neben weiteren Texten, etwa zu Entfremdung und Neid, werden auch konkretere einzelne Politikfelder von Kirsch angesprochen. So konstatiert er, dass das System der sozialen Marktwirtschaft durch die natürlichen, teilweise raubtierähnlichen Eigenschaften der Menschen sich selbst immer weiter von seinem Ideal entfernt hat. Im Bereich des Umweltschutzes wird wiederum angenommen, dass symbolische Umweltpolitik, die an die Eigenverantwortung des einzelnen Bürgers appelliert, in ihrer Effektivität gegenüber staatlichen Zwangsmaßnahmen nicht zurückstecken muss, ja diese Zwangsmaßnahmen selbst einen Akt symbolischer Politik darstellen.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 5.43 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Guy Kirsch: Freiheit – der nie erledigte Auftrag Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31780-freiheit--der-nie-erledigte-auftrag_37881, veröffentlicht am 16.03.2010. Buch-Nr.: 37881 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken