Skip to main content
Marvin Oppong (Hrsg.)

Migranten in der deutschen Politik

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 157 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-531-17057-2
Mit Philipp Rösler (FDP) und Cem Özdemir (Grüne) sind inzwischen Politiker mit Migrationshintergrund in der Bundesregierung und/oder an der Spitze ihrer Partei vertreten. Gleichwohl stellt der Journalist Marvin Oppong im Vorwort seines Sammelbandes – zu Recht – fest: „Bisher existiert im deutschsprachigen Raum jedoch keine Publikation, die allein die Themenbereiche Politik und Migration miteinander verbindet und in vertiefter Form behandelt. Dieses Buch ist aus dem Gedanken heraus und mit dem Anspruch entstanden, in wissenschaftlicher Weise, journalistisch aufbereitet, ein Werk zu schaffen, das sich in bisher nicht verfügbarer Weise mit ‚Migranten in der deutschen Politik’ auseinandersetzt“ (9). Darüber, ob wirklich alle Aufsätze dem wissenschaftlichen Anspruch entsprechen, lässt sich streiten. So werden einige Texte entweder durch die „persönliche“ bzw. gruppenspezifische Betroffenheit der Autoren oder durch das Schablonendenken der Berufspolitiker (Hochloben der eigenen Partei, Kritik an den anderen; v. a. bei Emine Demirbüken-Wegner) determiniert. Allerdings sind die meisten Beiträge deutlich besser und oft ertragreicher. Der in der Türkei geborene Özcan Mutlu, der dem Berliner Abgeordnetenhaus angehört, weist aus eigener Erfahrung in den 70er-Jahren auf Probleme bei der Integration hin: „Bis zur vierten Klasse war ich in dieser sogenannten Ausländerregelklasse, mit kaum bis keinem Kontakt zu deutschen Schülerinnen und Schülern“ (55 f.). Und Ibrahim Aydin, Mitbegründer des ersten Ausländerbeirates in Deutschland, betont: „Der Ausländerbeirat Bonns wurde zu einem Sprachrohr der ausländischen Mitbürger und baute durch seine Aktivitäten Brücken zwischen den Bonnern unterschiedlicher Herkunft.“ (92) Negativer fällt die Einschätzung von Yonas Endrias aus Berlin aus: „Es ist traurig mit anschauen zu müssen, wie der Beirat in der letzten Wahlperiode zu einem Nickverein degradiert wurde.“ (99) Solche differenzierten Eindrücke machen den Wert des Sammelbandes aus. Insgesamt ist das Buch als Basis für eine intensivere (wissenschaftliche) Auseinandersetzung mit dem Thema zu empfehlen!
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.3312.35 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Marvin Oppong (Hrsg.): Migranten in der deutschen Politik Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31761-migranten-in-der-deutschen-politik_37851, veröffentlicht am 06.10.2011. Buch-Nr.: 37851 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken