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Dirk Nabers (Hrsg.)

Multilaterale Institutionen in Ostasien-Pazifik. Genese – Strukturen – Substanz – Perspektive

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Ostasien im 21. Jahrhundert); 243 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17060-2
Im asiatisch-pazifischen Raum entwickeln sich seit etwa einem Jahrzehnt diverse Formen multilateraler Kooperation. Die Autoren gehen in ihren Beiträgen vergleichend den Entstehungsbedingungen, der Struktur und den Perspektiven der wichtigen internationalen Institutionen Ostasiens auf den Grund. Lisa Srikiow führt eine normativ-institutionelle Regimeanalyse der ASEAN Plus 3 (APT) durch. Deren Gründung war in der ehemals von isolationistischem Charakter geprägten und zudem sehr heterogenen Region eine absolute Ausnahmeerscheinung. Die Autorin kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Vielfältigkeit der Normen der APT nicht nur die Informalität des Regimes illustriert, sondern auch die nur bedingte Tauglichkeit der Regimeanalyse. Entscheidend sei hier, so Srikiow, die Rolle der Mitglieder der APT: „Dass Machtinteressen existieren und einen erheblichen Einfluss haben, ließ die Erklärungskraft des Forschungsansatzes an seine Grenzen stoßen“ (88). Insbesondere an den Beispielen China und Japan ließe sich der Versuch betrachten, die APT zu instrumentalisieren. Daher verweist Srikiow auch auf die Einschätzung, dass die Zukunft der APT vor allem vom chinesisch-japanischen Verhältnis abhängen wird. Dennoch erwartet sie vorerst eine vertiefte Formalisierung der APT und geht zugleich davon aus, dass sich mit der Zunahme der Wahrnehmung Südostasiens als eigener Region voraussichtlich ein starker China-Zentrismus entwickelt. Hanns W. Maull untersucht das Asia-Europe Meeting (ASEM), das seit 1996 existiert, im Hinblick auf seinen möglichen Nutzen zur Etablierung globaler Ordnungsstrukturen. Sein Resümee der bisherigen Ergebnisse fällt verhalten aus. Grundsätzlich lasse sich der Interregionalismus „als einer der Versuche des modernen Nationalstaats erklären, in tendenziell globalen Märkten und Problemzusammenhängen politische Steuerungsmöglichkeiten durch zwischenstaatlichen Zusammenarbeit zu erschließen“ (198). Eine Betrachtung des Interregionalismus unter dem Blickwinkel von Macht und Gegenmacht hält Maull für irreführend, es gehe darum, rechtliche Regelwerke durchzusetzen, also „Machtbeziehungen durch Rechtsbeziehungen zu ersetzen“ (199).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.5 | 2.68 | 2.61 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Dirk Nabers (Hrsg.): Multilaterale Institutionen in Ostasien-Pazifik. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31759-multilaterale-institutionen-in-ostasien-pazifik_37849, veröffentlicht am 01.04.2010. Buch-Nr.: 37849 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken