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Willy Brandt

Gemeinsame Sicherheit. Internationale Beziehungen und deutsche Frage 1982-1992

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2009 (Berliner Ausgabe 10); 735 S.; Ln., 20,70 €; ISBN 978-3-8012-0310-8
„Lieber Pfarrer Eppelmann, vielen Dank für Ihren Brief [...]. Ihrer Einladung wäre ich gerne gefolgt, wenn es sich hätte einrichten lassen, was aber schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich war.“ (2. Oktober 1985 [262]) – „Sehr geehrter Herr Wałęsa, für den Brief vom 1. September [1985] und die Einladung nach Danzig darf ich Ihnen herzlich danken [...]. Indes bin ich nicht sicher, ob ich während meines sehr kurzen Besuchs Gelegenheit finden werde, Danzig zu besuchen“ (263). – Beide Briefe sind Beispiele dafür, dass der international agierende Sicherheits- und Friedenspolitiker Brandt in der Zeit, in der die SPD in die Opposition geraten war, weiterhin Wege der Entspannung in den erprobten Bahnen suchte, also vor allem im Austausch mit Regierungen. Rother und Schmidt werfen in der Einleitung zu diesem letzten Band der Berliner Ausgabe deshalb noch einmal die Fragen auf, die Brandt und die SPD schon in der Endphase des Kalten Krieges begleiteten: War der intensive Kontakt zu den Regierungen des Ostblocks, einschließlich der Kooperation mit der SED, in dieser Intensität geboten? Wahrte die SPD aus Angst, die erreichte Entspannung zu gefährden, eine zu große Distanz zu den Regimegegnern in der DDR und in Osteuropa? Erinnert wird auch daran, dass Brandt im September 1988 durchaus nachvollziehbar feststellte, dass „die Hoffnung auf ‚Wiedervereinigung’ geradezu zu einer Lebenslüge der zweiten Deutschen Republik“ (350) geworden sei. Und nachzulesen ist, dass das berühmte Motto „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört“, mit dem Brandt dann zu einer Symbolfigur der Einheit wurde, eben nicht am 10. November 1989 vor dem Schöneberger Rathaus gefallen ist, sondern erst danach entstand. Aber gerade aufgrund dieser Widersprüchlichkeiten und Brüche ist diese Sammlung von 84 Dokumenten aufschlussreich: Nachgezeichnet und damit gewürdigt wird eine eigenwillige Kompromisslosigkeit Brandts, die sich in dem steten Bemühen äußerte, den Frieden über ideologische Grenzen hinweg zu sichern.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 4.2 | 2.31 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Willy Brandt: Gemeinsame Sicherheit. Bonn: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31416-gemeinsame-sicherheit_37397, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37397 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken