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Detlef Gürtler

Wir sind Elite. Das Bildungswunder

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2009; 174 S.; geb., 17,95 €; ISBN 978-3-579-06887-9
Der Autor befasst sich mit dem deutschen Bildungssystem und wählt einen erfrischenden Zugang über eine andere Verwendung des Elitebegriffs: Elite sein bedeutet Einzigartigkeit. Damit will Gürtler dem exklusiven Elitebegriff eine inklusive Wendung geben. Denn durch eine Neuausrichtung des Bildungssystems auf die Förderung der speziellen Eigenheiten jedes Kindes, so ist der Autor überzeugt, kann das Begabungsreservoir der Bevölkerung maximal ausgeschöpft und das allgemeine Bildungsniveau in der Breite stark gehoben werden. Er begründet diese Überlegung mit den wirtschaftlichen Anforderungen und Bedingungen der Zukunft. Die Produktion von Gütern werde sich von der Massenproduktion (Konformitätsdenken auch im Produktionsdenken) zur individualisierten Produktion (kreative Lösungen) mit Blick auf die Wünsche eines jeden Kunden wandeln. Gürtler formuliert: „Die Zahl derjenigen Kinder, die das Zeug dazu haben, eine außergewöhnliche Karriere zu machen, ist wesentlich größer“ (22) als man gemeinhin annimmt. Würde man Kinder in der Breite derart fördern, wie es an Eliteausbildungsstätten üblich ist, würden die unentdeckten Potenziale freigelegt, so der Autor. Daher kritisiert er: „Niemals hingegen war bisher zu hören, dass der deutsche Ansatz, Elite in der Breite umzusetzen, möglicherweise nicht ein Teil des Problems ist, sondern Teil der Lösung“ (82). Der Autor ist überzeugt, dass ein solches Bildungssystem „volkswirtschaftlich hoch rentabel“ ist, „weil höhere Bildung und höhere Arbeitszufriedenheit zu höherer Produktivität führen“ (125). Gürtler verweist zwar auf die lange Renditezeit von Bildungsinvestitionen, zitiert aber auch eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey, die ergab, dass jeder Euro, der in Deutschland in frühkindliche Bildung investiert wird, eine volkswirtschaftliche Rendite von 12 Prozent pro Jahr erbringt. Gürtler skizziert nur die Leitlinien der zukünftigen Bildungslandschaft, da die Menschen das System und nicht das System die Menschen bestimmen soll. Er plädiert für kleinere Schulen, kleinere Klassen und mehr Lehrpersonal.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.343 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Detlef Gürtler: Wir sind Elite. Gütersloh: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31372-wir-sind-elite_37337, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 37337 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken