Die Erforschung politischer Mythen scheint Konjunktur zu haben: Herfried Münkler hat mit seinem Buch „Die Deutschen und ihre Mythen“ (siehe ZPol-Nr. 35527) den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Wo es Münkler eher um Mythengeschichte geht, entwickelt Bizeul, Professor für politische Theorie und Ideengeschichte in Rostock, in diesem Buch eine Theorie der politischen Imagination. In den einzelnen Kapiteln werden Elemente dieser Theorie dargestellt. Es geht darin um die Verbindung von Religion und Politik, um politische Theologie und Zivilreligion, Ideologie und Utopie, politische Mythen, Rituale, Symbole und anderes mehr. Im Ergebnis wird der gegenwärtige politische Glaube vor allem in dem Bedürfnis nach Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Authentizität in der Politik gesehen. Bizeul plädiert zugleich für Religion und Zivilreligion als konsensstiftende Kräfte in modernen Gesellschaften. Das Buch besticht mit einem breiten Überblick über politiktheoretische Zugängen zum Thema – mit einem gewissen Schwerpunkt in zeitgenössischer französischer Sozialtheorie – und mit einer unglaublichen Materialfülle: Das Literaturverzeichnis ist fast eine Bibliografie zum Thema.