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Daniel Gossel

Medien und Politik in Deutschland und den USA. Kontrolle, Konflikt und Kooperation vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2010 (Transatlantische Historische Studien 35); 449 S.; 56,- €; ISBN 978-3-515-09293-7
Das Wechselverhältnis von Medien und Politik ist eine zentrale Fragestellung der Politikwissenschaft, wie die vielfältigen Publikationen in diesem Themenfeld zeigen. Da überrascht es doch, dass gerade die Geschichte dieses Forschungsfeldes teilweise noch wenig aufbereitet ist. Diese Lücke schließt Gossel mit seiner umfangreichen Studie, in der er einen Vergleich zwischen Deutschland und den USA vornimmt: Ausgehend von der Entwicklung einer freien Presse in den USA im ausgehenden 18. Jahrhundert zeichnet er die Entwicklung und das Entstehen der Mediensysteme beider Länder nach. Gerade dieser Vergleich bietet sich an, da die Entwicklung sehr unterschiedlich geprägt war. Während die Pressefreiheit in den USA frühzeitig im ersten Verfassungszusatz verankert wurde, entwickelte sich das deutsche Zeitungswesen bis 1918 in einem nicht-demokratischen Umfeld und wurde als „eine gewaltige, aber politisch eher unreife, weil letztlich unaufgeklärte und daher latent gefährliche Kraft, die es im gewünschten Sinne zu erziehen galt“ (361), wahrgenommen. Der Verfasser gliedert seine Analyse in drei Teile: In mehreren Längsschnitt-Betrachtungen zeichnet er zunächst die Entwicklung der Presse nach. Pressefreiheit und staatliche Rahmenbedingungen, das Verhältnis von Medien und Politik sowie die wirtschaftliche und technische Entwicklung bilden die Basis der Untersuchung im ersten Abschnitt. Von den Längsschnittanalysen wechselt Gossel dann perspektivisch zu Querschnittsanalysen, um die Bedeutung des Ersten Weltkriegs, von Zensur und Propaganda-Maßnahmen und des sich anschließenden Wandels des Mediensystems darzustellen. Zwei Fallstudien, in denen der Autor den Einfluss von Medienunternehmern auf die Politik aufzeigt, runden die Arbeit ab. Diese Gegenüberstellung von Alfred Hugenberg und William Randolph Hearst veranschaulicht nochmals die strukturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Entwicklung und der Mediensysteme. Insgesamt ist Gossel eine differenzierte, erhellende und hervorragend lesbare Studie gelungen, die eine große Lücke der Medienforschung schließt.
Magnus-Sebastian Kutz (MSK)
Dr. phil., Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.22 | 2.64 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Magnus-Sebastian Kutz, Rezension zu: Daniel Gossel: Medien und Politik in Deutschland und den USA. Stuttgart: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31275-medien-und-politik-in-deutschland-und-den-usa_37205, veröffentlicht am 28.09.2010. Buch-Nr.: 37205 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken