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Martin Dabrowski / Judith Wolf / Karlies Abmeier (Hrsg.)

Globalisierung und globale Gerechtigkeit

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2009 (Sozialethik Konkret); 177 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-506-76846-9
„Kann Globalisierung sozial gerecht gestaltet werden? Lässt sich ein Weltgemeinwohl bestimmen? Von welchen Gerechtigkeitsprinzipien soll man sich leiten lassen, die universal anwendbar und akzeptiert sind?“ (7) Diesen Fragen war 2008 die Fachtagung „Globalisierung und Gerechtigkeit“ gewidmet, bei der es um Prinzipien christlicher Sozialethik und um die praktische Umsetzung des Gerechtigkeitspostulats in einer globalen Wirtschafts- und Sozialordnung ging. Gerhard Kruip baut auf der lateinamerikanischen Befreiungstheologie und der „Option für die Armen“ auf, die Theologie und Gerechtigkeitsüberlegungen miteinander verbindet. Weil die Option für die Armen eine globale Dimension habe, so Kruip, seien globale Gerechtigkeitsforderungen statthaft. Dies bedeute nicht, „alle Gerechtigkeitsdefizite nur auf globaler Ebene lösen zu wollen, allerdings sehr wohl, dass bei Versagen subglobaler Instanzen über subsidiäre Unterstützung von höheren Instanzen“ (24) nachgedacht werden müsse. Heinrich Brötz stellt dem hohen Anspruch globaler Gerechtigkeit Vollzugsdefizite in einer komplexen Realität gegenüber. „Der Missachtung der Rechte der Armen wird durch Staatsversagen Vorschub geleistet“. (39) Außerdem fehle den Armen die Möglichkeit, sich selbst zu artikulieren. Dies werde von hochspezialisierten NGOs auf Expertenebene übernommen, nicht aber von den Betroffenen selbst. Helmut Reifeld verlangt, dass man den Armen die Chance gibt, „zu ihrer Entwicklung selber bei[zu]tragen“ (55) und auf Augenhöhe mit den Geberländern zu agieren. Die Herausforderungen der Finanzkrise, der Zugang zum Kapitalmarkt und Überlegungen zur künftigen Regulierung globaler Finanzmärkte werden in den Beiträgen von Bernhard Emunds, Hans Reckers und Terberger kritisch dargestellt. So verlangt Emunds im Sinne Oswald von Nell-Breunings, den Kapitalismus „umzubiegen“ (80) sowie Vermögensbildung der Arbeiter und eine echte paritätische Mitbestimmung in Kapitalgesellschaften konsequent zu fördern. Breiten Raum nehmen auch Perspektiven einer gerechten Welthandelsordnung und Gerechtigkeit durch Klimaschutz ein.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 4.45 | 4.44 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Martin Dabrowski / Judith Wolf / Karlies Abmeier (Hrsg.): Globalisierung und globale Gerechtigkeit Paderborn u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31271-globalisierung-und-globale-gerechtigkeit_37196, veröffentlicht am 21.10.2009. Buch-Nr.: 37196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken