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Thomas Nitzsche

Salvador de Madariaga: Liberaler – Spanier – Weltbürger. Der Weg eines politischen Intellektuellen durch das Europa des 20. Jahrhunderts

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009 (Jenaer Beiträge zur Politikwissenschaft 13); 352 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-3917-5
Politikwiss. Diss. Jena; Gutachter: K. Dicke, B. Briesemeister. – Der Autor legt die intellektuelle Biografie eines wichtigen spanischen Denkers vor, der heute in Deutschland weitgehend unbekannt ist, jedoch, so Nitzsche, infolge seines unorthodoxen Werks und seiner auch europäischen Bedeutung neu entdeckt werden müsse. Dazu schildert Nitzsche in einem ersten Kapitel den Lebensweg Madariagas, widmet sich dann jedoch dem Werk selbst, um die zentralen und einheitsstiftenden Aspekte von Madariagas Denken zusammenzufassen. Als zentrales Charakteristikum benennt Nitzsche die spanische Prägung seines Stils. Dieser kennzeichne sich vor allem durch ein scharfes Sprach- und Begriffsbewusstsein. Charakteristisch sei aber zudem ein übersteigerter Individualismus, „der mitunter bis in einen fast schon a-sozialen Solipsismus changierte“. Diese Haltung sah Madariaga allerdings als typisch für das spanische Denken im Allgemeinen an. Es kennzeichne sich durch einen Mangel an Bereitschaft, erläutert der Autor, die Freiheit des Anderen als die Grenze der eigenen Freiheit anzuerkennen. Diese Grundhaltung führe zu einer Variante liberalen Denkens, die von Egoismus und einer romantischen Vernunftskepsis geprägt war und die den „politischen Liberalismus seine Rolle innerhalb eines als anarchisch verstandenen Kampfes der verschiedenen Weltanschauungen spielen sah“ (19). Diese Aspekte konnten sich in ablehnenden Äußerungen zur allgemeinen und direkten Wahl bis zu einem „undemokratischen Liberalismus“ (246) oder in einer geistesaristokratischen Skepsis gegenüber der Problemlösungsfähigkeit des parlamentarisch-demokratischen Systems bis zu einem „latenten Autoritarismus“ (252) steigern. Gleichwohl konstatiert Nitzsche für Madariagas späte Jahre eine „Wandlung zum Europäer“ (303). Zwar kritisierte er die Abstraktheit der Europa-Idee und legte keine konkreten Entwürfe zur politischen Ausgestaltung der Institutionen vor, aber er sah Europa vor dem Hintergrund des Kalten Krieges als unbedingte Notwendigkeit und „normativen Maßstab“ (323).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.46 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Thomas Nitzsche: Salvador de Madariaga: Liberaler – Spanier – Weltbürger. Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31216-salvador-de-madariaga-liberaler--spanier--weltbuerger_37131, veröffentlicht am 27.05.2010. Buch-Nr.: 37131 Rezension drucken