Impliziert die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzkrise das Ende des Neoliberalismus, wie oftmals propagiert wird? Oder wird der Neoliberalismus am Ende gar gestärkt aus der Krise hervorgehen? Dies ist eine der zentralen Fragestellungen, die die 24 Beiträge des Bandes (allesamt zuvor in den Blättern für deutsche und internationale Politik erschienen) vereint. Letztere Annahme – eine Zementierung der neoliberalen Ideologie – kann sich durchaus auf die historische Erfahrung stützen, dass es der Neoliberalismus bislang wiederholt geschafft hat, alternative und oppositionelle Gesellschaftsentwürfe zu inkorporieren und damit zu instrumentalisieren, wie etwa Nancy Fraser in ihrem Beitrag über die Entwicklung der feministischen Gesellschaftskritik zeigt. Insgesamt zeichnen die Autoren ein umfassendes und differenziertes Bild von der Krise, das nicht nur die rein ökonomischen Ursachen und Mechanismen umfasst, sondern eine Einordnung in entwicklungsgeschichtliche, kulturelle und politische Prozesse ermöglicht. Die Krise wird vor dem Hintergrund der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Weltordnung betrachtet, in ihren gesellschaftlichen und globalen Auswirkungen diskutiert und mit alternativen sozioökonomischen Entwicklungsstrategien konfrontiert. Zu Wort melden sich dabei Politiker, Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, Journalisten, aber auch Unternehmer und Börsenhändler. Der Sammelband bietet somit eine gelungene und gut lesbare Zusammenstellung für alle, die sich für die Krise, die gegenwärtige ökonomische Entwicklung und die Zukunft unserer Gesellschaften interessieren.