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Martin Schulte / Rudolf Stichweh (Hrsg.)

Weltrecht

Berlin: Duncker & Humblot 2008 (Rechtstheorie 39. Band 2008 Heft 2/3); IV, 332 S.; 68,- €; ISBN 978-3-428-13111-2
Globale Vernetzung und Kommunikation, d. h. die sich immer weiter ausbreitende funktionale Ausdifferenzierung von Gesellschaft lässt im Luhmann’schen Sinne das Bild einer Weltgesellschaft entstehen. Besonderheiten dieses Konzepts ergeben sich bei Luhmann im Rechtssystem, da dieses in allen Regionen der Welt Unterschiede aufweist. Die verschiedenen Traditionen stellen eine Theorie des Weltrechts oder eines Weltrechtssystems infrage, wie der Herausgeber Schulte formuliert. Die Zielsetzung des Sammelbandes, der die Beiträge eines Symposiums an der Universität Bielefeld aus dem Jahr 2008 enthält, ist es, die Grundlagen und Grenzen des Konzepts des Weltrechts auszuloten. Dabei zeigen das Internetrecht (Rainer Schröder) und das internationale Wirtschaftsrecht (Mirko Eichler) in ihren bereits entwickelten Formen Möglichkeiten der Selbstbeschreibung des Weltrechtssystems auf. Jost Hofmann beleuchtet das Recht der Weltgesellschaft vom nationalstaatlichen Kontext aus, indem er fragt, ob weltgesellschaftlich generiertes Recht staatliche Souveränität tangiert. Er kommt zu dem Schluss, dass eine Vielzahl von Rechtsnormen, wie sie eine Verfassung darstellt, staatliche Souveränität beschränkt. Dabei verstärkt sich die Beschränkungsmacht des Rechts durch seine weltgesellschaftliche Ausdifferenzierung. Staatliche Autorität der Rechtsetzung ist an die demokratische Legitimation des Staates gebunden. Dem Weltrecht fehlt eine solche staatliche Legitimationsquelle. Udo di Fabio warnt in seinem Beitrag zum Verhältnis von Verfassungsstaat und Weltgesellschaft davor, den theoretischen Gedanken der Weltgesellschaft zu weit ins Offene fortzuführen. Die angestrebte globale Einheit befördert auch deren Gegner. Abschließend betont Klaus A. Ziegert, dass es die lokalen Traditionen, Muster und Operationen sind, welche die Entwicklung des Rechts in weiterer Differenzierung vorantreiben. Das Ziel der zukünftigen Forschung müsse es sein, diese Netzwerkstruktur und seine Transparenz weiter zu analysieren.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 4.1 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Martin Schulte / Rudolf Stichweh (Hrsg.): Weltrecht Berlin: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31080-weltrecht_36950, veröffentlicht am 26.08.2009. Buch-Nr.: 36950 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken