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Christoph Butterwegge

Armut in einem reichen Land. Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2009; 378 S.; kart., 24,90 €; ISBN 978-3-593-38867-0
Der Autor versteht sein Buch nicht als weiteren Beitrag zur Quantifizierung der Armutsproblematik. Butterwegges Ziel ist es vielmehr, „in einem stärker analytischen Zugriff die gesellschaftlichen Hintergründe der Armut zu beleuchten und im öffentlichen wie im Fachdiskurs ausgeblendete Zusammenhänge herzustellen“ (8 f.). In kritischer Absicht wird „nach den gesellschaftlichen, also nicht den individuellen Entstehungsursachen von Armut und nach den unterschiedlichen Wirkungsmechanismen gefragt, die es der etablierten Politik, weiten Teilen der Öffentlichkeit und einer Minderheit der Sozialforschung ermöglichen, sie ganz zu leugnen oder zu verharmlosen“ (9). Entsprechend dezidiert nimmt sich auch der weitere Text aus, wobei sich Butterwegges zwar explizit subjektives, aber immer argumentatives und faktenreiches Vorgehen wohltuend abhebt von den derzeit zahlreich publizierten Polemiken gegen den „Neoliberalismus“. Erörtert werden u. a. der Armutsbegriff, die empirische Erfassung von Armut, die Armutsentwicklung, die Armutsdebatten der letzten Jahre, Armutspolitiken und die Problematik der Armutsbekämpfung. Zur aktivierenden Arbeitsmarktpolitik und zum Slogan „sozial ist, was Arbeit schafft“ schreibt der Autor: „Es handelt sich dabei im Grunde um eine Sklavenhalterideologie, die Arbeit aus ihren sozialen Bezügen herauslöst und verabsolutiert. Gar nicht mehr gestellt wird die Frage nach dem Sinngehalt von Lohnarbeit, den Arbeitsdingungen und der Entlohnung, vom Anspruch der Stellenbewerber/innen auf Berufs- und Qualifikationsschutz ganz zu schweigen“ (253). Solche Ansichten mag man teilen oder nicht. In jedem Fall ist es positiv, dass sie derart fundiert, bewusst parteinehmend und streitbar vorgebracht werden. Ergänzt wird das Buch durch einen umfangreichen Anmerkungsapparat, eine thematisch geordnete Literaturauswahl und ein Personenregister.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.342 | 2.35 | 2.3 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Christoph Butterwegge: Armut in einem reichen Land. Frankfurt a. M./New York: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31057-armut-in-einem-reichen-land_36927, veröffentlicht am 18.11.2009. Buch-Nr.: 36927 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken