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Jürgen Peters (Hrsg.)

Anerkennung und Repression. Dokumente zur Geschichte der Tarifpolitik in der Metallindustrie 1918 bis 1945. Bearb. von Holger Gorr

Göttingen: Steidl 2009; 2.190 S.; Ln., 45,- €; ISBN 978-3-86521-564-2
„Gerade die Geschichte in den Jahren von 1918 bis 1945 zeigt: Ohne Demokratie, die durch eine sozialstaatliche Untermauerung gefestigt wird, aber auch ohne Menschen, die bereit sind, diesen Sozialstaat zu verteidigen, droht der Rückfall in die Barbarei“ (9 f.), schreibt Peters einleitend zu diesen zwei Dokumentenbänden über die Tarifpolitik der Metallindustrie, die nun in einem Schuber gemeinsam mit dem zuvor publizierten Band „In freier Verhandlung“ (siehe ZPol-Nr. 23166) über die Tarifpolitik der IG Metall von 1945 bis 2002 erscheinen. Die Dokumente sind chronologisch in Kapitel geordnet und werden ausführlich eingeleitet. Gleich im ersten Kapitel des ersten Teilbandes wird deutlich, dass mit der Ausrufung der Demokratie 1918 auch die Arbeiterbewegung wichtige Ziele erreichte. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Tarifvertrags-Verordnung vom 23. Dezember 1918, mit der der Vorrang des Tarifvertrages vor dem Einzelarbeitsvertrag festgelegt wurde. Dokumentiert wird aber auch, wie Fortschritte wie der Acht-Stunden-Arbeitstag, „eines der zentralen Symbole der Novemberrevolution“ (397), gleich wieder von den Unternehmern politisch bekämpft wurden und welche Konflikte mit der staatlichen Schlichtung während der Weimarer Republik entstanden. Im zweiten Teilband steht nach der Weltwirtschaftskrise die Zeit des Nationalsozialismus im Mittelpunkt, in der die Gewerkschaften zwangsweise von der Deutschen Arbeitsfront ersetzt wurden, die aber „von nennenswertem Einfluss auf Löhne und Arbeitszeiten ausgeschlossen“ (1.523) war. Thematisiert wird auch die Fehleinschätzung in „allen Gruppen der Arbeiterbewegung, [...] die Regierung Hitler würde nach wenigen Monaten zusammenbrechen, was den Aufbau eines wirksamen Widerstandes erschwerte“ (1.532). Den Abschluss bilden Berichte aus Konzentrationslagern, die Erinnerungen Albert Speers zur Sicherung der Betriebe angesichts der drohenden Zerstörung in der Folge des Nero-Befehls und schließlich ein Programmvorschlag der Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien vom Mai 1945 über eine Rückkehr zu einer demokratischen Lohn- und Wirtschaftspolitik.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.311 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jürgen Peters (Hrsg.): Anerkennung und Repression. Göttingen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31038-anerkennung-und-repression_36897, veröffentlicht am 23.09.2009. Buch-Nr.: 36897 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken