Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Entwicklung des österreichischen Beschäftigungs- und Sozialsystems seit den 70er-Jahren, die durch Brüche und Kontinuitäten geprägt ist. Ein Überblick über das „‚Modell Österreich’ im Wandel“ (17) wird in den ersten beiden Kapiteln vermittelt. Zunächst werden die zentralen Merkmale dieses Entwicklungsmodells in den Nachkriegsjahrzehnten zusammengefasst. Dazu zählen der umfangreiche staatliche Sektor, der neben öffentlichen Dienstleistungen auch Industriebetriebe und Banken umfasste, und die Sozialpartnerschaft. Christoph Hermann und Jörg Flecker zeigen dann auf, dass die Privatisierung vieler staatlicher Betriebe und zum Teil auch öffentlicher Dienstleistungen zu den wichtigsten Veränderungen seit den 70er-Jahren zählt. Damit habe sich eine Revitalisierung der Börse und ein Übergang zu einer vermehrt auftretenden Shareholder Value-Orientierung ergeben. Gleichzeitig sei es zu einem Internationalisierungsschub gekommen. In der Folge hätten die Unternehmen mit Rationalisierung, Flexibilisierung und Outsourcing reagiert. Auch hinsichtlich des Arbeitsmarktes habe es einen deutlichen Bruch mit dem Nachkriegsmodell gegeben. Das Vollbeschäftigungsziel sei zwar nicht aufgegeben, aber anderen Zielen untergeordnet worden. Gleichzeitig sei es zu einer Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und einem Anstieg von atypischen Beschäftigungsformen gekommen. Die expansive Wirtschaftspolitik der 70er-Jahre sei aufgegeben und durch eine Sparpolitik ersetzt worden. Dies habe Einschnitte in das Wohlfahrtssystem zur Folge gehabt. Aber es seien auch Kontinuitäten im österreichischen Modell zu erkennen, hierzu zähle etwa das stabile Kollektivvertragssystem, die Benachteiligung von Frauen und die großen Unterschiede zwischen den Branchen im Hinblick auf Löhne und Beschäftigungsbedingungen. Bei den in diesem Buch vorgestellten Ergebnissen handelt es sich um langjährige Forschungsarbeiten von Autoren, die bei der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) Wien tätig sind.