Geschlechterpolitik und Klassenherrschaft. Eine Integration marxistischer und feministischer Staatstheorien
Marxistische und feministische Staatstheorien haben sich immer wieder aufeinander bezogen, bislang mangelte es jedoch an einer Integration der Einsichten beider Ansätze. Dabei ist die kapitalistische Arbeitsteilung ohne die ihr zugrunde liegenden geschlechtlichen Hierarchien genauso wenig verständlich wie umgekehrt die Trennung zwischen Erwerbs- und häuslicher Arbeit und den darüber vermittelten Geschlechterrollen ohne eine Analyse kapitalistischer Klasseninteressen und -strategien. Nowak greift diese Leerstelle auf und entwickelt eine integrierte Staatstheorie, welche die Erkenntnisse beider Ansätze vereint. Die gesellschaftliche Arbeitsteilung und deren politische Steuerung bilden dabei die Grundlagen, über welche Klasse und Geschlecht miteinander verbunden sind, ohne sich dabei zu determinieren. Sowohl Klasse als auch Geschlecht werden laut Nowak auf drei Ebenen konstituiert: auf der Ebene der Statuspositionen, der individuellen und kollektiven Handlungen sowie der symbolisch-diskursiven Zuschreibungen. Auf dieser Grundlage analysiert der Autor den Wandel der deutschen Familienpolitik zwischen 2002 und 2007. Der empirische Teil macht dabei allerdings nur rund ein Fünftel des Buches aus und dient eher der Demonstration, wie sich der von Nowak entwickelte theoretische Ansatz analytisch anwenden lässt. Hierzu führt der Autor den Begriff des geschlechterspezifischen Verdichtungsregimes ein und zeigt, wie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung durch bestimmte staatliche Strategien reproduziert wird – trotz eines vermeintlichen Wandels in der deutschen Familienpolitik.