1979 begann die sandinistische Revolution, die von Engagierten aus der Bundesrepublik und der DDR unterstützt wurde. Sie reisten nach Nicaragua, um sich dort am Aufbau einer sozial gerechten Gesellschaft zu beteiligen. Die Herausgeberin Harzer war Mitbegründerin des Jugendausbildungsprojektes und damaligen Pädagogenkollektivs „Werkschule“ in Westberlin und zwischen 1984 und 1986 deren Vertreterin in Nicaragua, wo sie am Aufbau einer Elektroausbildungswerkstatt beteiligt war. Harzer fasste gemeinsam mit dem Verleger Christoph Links, der als DDR-Bürger 1981 für die Berliner Zeitung eine Brillenaktion in Nicaragua journalistisch begleitete (sein Bericht findet sich auch in diesem Buch), den Entschluss, ein Buch zu publizieren, in dem die Geschichten von West- und Ostdeutschen im Nicaragua der 80er-Jahre festgehalten werden. Wo und wie die Deutschen sich begegneten, ob es freundschaftliche Kontakte oder möglicherweise politische Differenzen gab, wird dabei erörtert. Zunächst nähern sich die Autoren, die alle Teil der Nicaraguasolidarität waren, der Geschichte des Landes im Kontext des Ost-West-Konfliktes an, um sich dann mit der Politik der beiden deutschen Staaten gegenüber Nicaragua auseinanderzusetzen. Es folgt ein Überblick über die Solidaritätsbewegungen in den beiden Teilen Deutschlands. Anders als im Westen war diejenige in der DDR nicht sehr heterogen: „Sie war einerseits die von der Staatsmacht getragene republikweite Umsetzung der politischen Doktrin und gleichzeitig [...] der Versuch einer Aufhebung gegen eben diese Doktrin und der mühsame Weg zur selbstbestimmten politischen Aktion“ (17) – oftmals unter dem Schutzschild der evangelischen Kirche. Diese Widersprüche spiegeln sich in den spannenden Schilderungen der ehemaligen Aktivisten wider. Zu spüren ist die Faszination, die von der sandinistischen Revolution ausging und vieles ist über die Hoffnungen der Aktivisten zu erfahren. Entstanden ist ein Geschichtsbuch, das eine besondere Facette deutsch-deutscher Beziehungen und zugleich die Historie Nicaraguas dokumentiert.