Skip to main content
Alexander Quelle

Geopolitische Orientierungen nach dem 11. September. Pakistans Rolle im Kampf gegen den Terrorismus

Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2009 (Entwicklungsforschung 4); 179 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-86573-420-4
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush formulierte sein Weltbild bekanntlich in einem Freund-Feind-Schema: der zivilisierten Welt stünden im Krieg gegen den Terrorismus die Schurkenstaaten gegenüber, wer kein Verbündeter sei, sei Gegner. Der Autor fragt nun am Beispiel Pakistans nach dem Sinn einer solchen Rogue State-Konzeption. Denn was ist, wenn Staaten „mit dem einen Bein auf der Seite der Anti-Terrorismus-Koalition und mit dem anderen auf der Seite der Terroristen stehen“ (15)? Quelle analysiert Fachliteratur und US-amerikanische sowie pakistanische Zeitungen. Seine Untersuchungsperspektive ist die der „Critical Geopolitics“. Die Prämisse lautet, dass politische Akteure durch sprachliche oder kartografische Verkopplung von Religion oder Ethnizität mit territorialer Identität Ordnungsvorstellungen schaffen, die es zu dekonstruieren gelte. Ideengeschichtlich leitet der Autor das Rogue State-Konzept aus verschiedenen Strömungen vor allem der 90er-Jahre ab, unter denen sich Colin Powells „Rogue Doctrine“, Zbigeniew Brzezinskis „American Primacy“ oder Samuel Huntingtons „Clash of Civilizations“ finden. Für Pakistan arbeitet Quelle die besondere innenpolitische Situation des Landes heraus. Die Betonung des Islams als Element der nationalen Politik habe den Führern des Landes Macht verliehen und eine Verbindung zwischen dem islamischen Klerus, der Verwaltung und dem Militär geschaffen. Pakistan stelle sich zwar rhetorisch deutlich auf die Seite der USA, die politische Praxis sehe jedoch häufig anders aus. Da Pakistan nun vor allem aus machtpolitischen Erwägungen terroristische Gruppierungen nicht entschieden genug bekämpfe, seine Rolle bei der Proliferation von Massenvernichtungswaffen zumindest fraglich sei und sein Geheimdienst „Aufständische über Bewegungen der alliierten Truppen in Afghanistan informiert“ (141), müsste das Land eher als Schurkenstaat denn als Verbündeter klassifiziert werden. So werde deutlich, resümiert Quelle sein nicht sehr überraschendes Ergebnis, dass es sich bei diesem geopolitischen Leitbild um eine „strategische Konstruktion“ zur Rechtfertigung der „Interventionspolitik der USA“ handele (151).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 4.41 | 4.22 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Alexander Quelle: Geopolitische Orientierungen nach dem 11. September. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30851-geopolitische-orientierungen-nach-dem-11-september_36662, veröffentlicht am 02.02.2011. Buch-Nr.: 36662 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken