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Karl Lauschke

»Zusammenhalten und gestalten«. Von der traditionellen Beamtenorganisation zur streitbaren Gewerkschaft: Die Deutsche Postgewerkschaft bis zur Bildung von ver.di. Hrsg. von der Stiftung Deutscher Postgewerkschaft

Hamburg: VSA 2009; 143 S.; 18,80 €; ISBN 978-3-89965-352-6
Vor sechzig Jahren wurde in Stuttgart die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) gegründet. Der Band folgt drei zentralen Themenkomplexen in der Geschichte der DPG: der Entwicklung der Deutschen Bundespost infolge der Postreformen, der Zusammenführung der DPG Ost und der DPG West nach dem Mauerfall sowie schließlich dem Weg von der DPG zu ver.di. Der Schwerpunkt liegt auf den Entwicklungen der Postgewerkschaft seit Beginn der 80er-Jahre, denn mit dem Regierungswechsel 1982 setzte ein tiefgreifender Liberalisierungs- und Privatisierungsprozess ein, dessen Folgen sich bis in die Gegenwart auswirken. Zu letzterem Punkt schreibt Franz Treml in seinem Vorwort, dass der Staat durch diese Entwicklung auf den Kerngehalt seiner Aufgaben zurückgeführt werden sollte. Er konstatiert jedoch: „Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 zeigt die Verlogenheit dieser Philosophie.“ (7) Öffentliches Eigentum sei nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung verschleudert worden. Durch die Postreform I war die Bundespost in drei eigenständige Teile gespalten worden: den Postdienst, die Telekom und die Postbank. In einem zweiten Schritt wurden diese öffentlich-rechtlichen Unternehmen in privat-rechtliche Aktiengesellschaften umgewandelt. Lauschke verweist in seiner Schilderung dieser Veränderungen darauf, dass die Bundespost nicht als defizitäres Unternehmen privatisiert wurde, sondern im Gegenteil 1984 einen Gewinn von 3,3 Mrd. DM bei steigender Tendenz erwirtschaftete. Der Privatisierungsprozess war aber mit einem starken politischen Willen der Regierungskoalition verbunden und nicht aufzuhalten. Jedoch löste er Protestaktionen von DPG und Deutschem Gewerkschaftsbund in ungeheurem Ausmaß aus. Hart erstritten die Gewerkschaften die Bindung der Lizenzvergabe auf dem Postmarkt an soziale Auflagen. Rückblickend resümiert der Autor, dass die Auseinandersetzungen damit nicht beendet waren, denn „die Regulierungsbehörde versuchte die sozialen Standards aufzuweichen“ (114). Der Band bietet im Spiegel der Gewerkschaftsgeschichte eine interessante Schilderung des politischen Privatisierungsprozesses der Bundespost.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Karl Lauschke: »Zusammenhalten und gestalten«. Hamburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30756-zusammenhalten-und-gestalten_36536, veröffentlicht am 21.10.2009. Buch-Nr.: 36536 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken