Die Autorin gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte Serbiens und Montenegros, der von der von den politischen Strukturen des Mittelalters bis in die unmittelbare Gegenwart reicht. Sie erörtert die politischen und gesellschaftlichen Prozesse, die zur staatlichen Trennung des ehemaligen Jugoslawiens führten. Das Gebiet des heutigen Serbien-Montenegros wurde im Mittelalter zunächst durch die Serben und später durch das osmanische Reich geprägt. Boeckh spannt nun einen Bogen von den Türkenkriegen über die serbischen Aufstände und die Balkankriege sowie die deutsche Besatzung bis hin zum zweiten Weltkrieg. Ihr thematischer Schwerpunkt liegt aber auf den für die politische Geschichte Serbiens und Montenegros bestimmenden Regimen des 20. Jahrhunderts. So misst die Autorin der kommunistischen Machtergreifung unter Präsident Tito eine entscheidende Bedeutung zu. Gleiches gilt für den Aufstieg und Fall Miloševićs im postsozialistischen Jugoslawien. Boeckh geht hierbei detailliert auf den Bosnien- und den Kosovo-Krieg sowie auf das anschließende Erstarken der serbischen Zivilgesellschaft ein. Ihr zweiter Schwerpunkt liegt auf der Periode nach der staatlichen Trennung, wobei sie auch auf den Umgang Serbiens mit seinen Kriegsverbrechen im Zuge des Haager Tribunals eingeht. Die Tatsache, dass das serbische Parlament 2004 ein Gesetz zur Unterstützung der in Den Haag inhaftierten Serben annahm, bewertet Boeckh als Indiz dafür, dass die Aufarbeitung der Rolle Serbiens in den Kriegen in Slowenien, Kroatien und Bosnien noch ganz am Anfang steht. Allerdings scheine sich in Serbien in der jüngsten Gegenwart eine stärkere Orientierung zum Westen hin durchzusetzen, während Montenegro bereits seit 2006 verstärkt versuche, sich vom Postsozialismus zu verabschieden.