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Oswald Metzger

Die verlogene Gesellschaft

Berlin: Rowohlt 2009; 223 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-87134-624-8
Metzger war ein Spitzenpolitiker der Grünen und trat im Streit um das Grundeinkommen aus der Partei aus, heute ist er Mitglied der CDU. In diesem Buch wendet er sich gegen den Opportunismus in der Politik. Er verweist auf das Beispiel von Andrea Ypsilanti, die vor der Landtagswahl in Hessen jegliche Zusammenarbeit mit der Partei Die Linke kategorisch ablehnte, um dann schließlich doch mit deren Duldung Ministerpräsidentin werden zu wollen. Aber Metzger kritisiert auch das Wechselspiel zwischen der Politik und dem von ihm ausgemachten anonymen Wahlbürger. Diesem schreibt er eine Mitschuld an dem von ihm erkannten Ansehensverlust der parlamentarischen Demokratie zu. Der anonyme Wahlbürger verlange einerseits von der Politik Aufrichtigkeit, bestrafte aber andererseits konsequent diejenigen, die von ihm Opfer forderten. Den lebendigen Beweis für seine These sieht Metzger in der Person Oskar Lafontaines verkörpert. Dieser sei, als er auf die Lasten der Wiedervereinigung aufmerksam machte, von den Wählern kalt abgestraft worden, daraus habe er seine Konsequenzen gezogen und verbreite heute soziale Heilsbotschaften statt realistisch finanzierbarer Konzepte. Trotz der Finanzkrise erwartet Metzger auch bei der nächsten Bundestagswahl neue Wohltatsversprechen, die dem Wähler dann als Konjunkturimpulse verkauft werden würden. Metzger appelliert an die Bürger in ihrem ureigensten Interesse, von der Politik die Wahrheit einzufordern. In seiner Erörterung umstrittener politischer Reformprojekte wie Harz IV, der Frührente, des Mindestlohns sowie der Pflegeversicherung behandelt er diese Widersprüche. Selbstverständlich nimmt er als Finanzexperte auch die Sozialisation der Verluste der Finanzmarktkrise aufs Korn. Zur Problemlösung verweist Metzger auf die Verantwortung der Zivilgesellschaft. Er beruft sich dabei auf die Maxime Kennedys: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“ (210).
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.3 | 2.331 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Oswald Metzger: Die verlogene Gesellschaft Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30722-die-verlogene-gesellschaft_36489, veröffentlicht am 16.07.2009. Buch-Nr.: 36489 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken