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Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.)

Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 483 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-531-16257-7
Anzeichen für Islamfeindschaft in Deutschland und in anderen westlichen Staaten lassen sich vermehrt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beobachten. Damit ist auch das wissenschaftliche Interesse gestiegen, wobei die Untersuchung sowie die Einordnung von Islamfeindschaft immer wieder für vehemente Kritik Anlass gaben, beispielsweise als das Zentrum für Antisemitismusforschung 2008 auf einer Tagung Parallelen zwischen den Vorurteilen gegenüber Juden und Moslems thematisierte. Islamfeindlichkeit ist ein vielschichtiges Phänomen, welches sich aus Sicht verschiedener Wissenschaftsdisziplinen analysieren lässt. Dieser Vielschichtigkeit versucht der Herausgeber mit seinem fächerübergreifenden Sammelband gerecht zu werden, wobei führende Vertreter ihres jeweiligen Faches als Autoren gewonnen werden konnten. Die Art der Beiträge variiert zwischen fachwissenschaftlichen und eher essayistischen Artikeln. Erklärungsansätze der Islamfeindschaft aus theologischer, historischer, medien- und sozialwissenschaftlicher Perspektive werden im ersten Teil des Sammelbandes diskutiert und im zweiten Abschnitt wird die aktuelle Lage der Islamfeindlichkeit skizziert. Lesenswert ist unter anderem der sozialwissenschaftliche Beitrag von Jürgen Leibold. Er hat die Ergebnisse der seit 2002 durchgeführten Umfragen zur Langzeitbeobachtung „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ der Universität Bielefeld bezüglich der Vorurteile gegenüber Muslime ausgewertet und stellt dabei deren weite Verbreitung sowie den engen Zusammenhang mit generellen fremdenfeindlichen Einstellungen heraus. Im dritten Teil wird thematisiert, wie Institutionen die Grenzen von Islamkritik zu Islamfeindschaft überschreiten. Schließlich zeichnen die Autoren im vierten Teil den islamfeindlichen Diskurs einiger prominenter Publizisten nach. Angesichts der breiten Bearbeitung des Themas kann der Sammelband zugleich als profundes Handbuch zur Islamfeindlichkeit begriffen werden. Die bei dem Thema unausweichliche Gesellschafts-, Institutionen- und Personenkritik wird von den meisten Autoren erfreulich offen vorgenommen – nicht zuletzt deswegen wird das Buch vermutlich noch sehr kontrovers diskutiert werden.
Christoph Busch (CHB)
Dr., Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rubrizierung: 2.35 | 2.23 | 2.22 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Christoph Busch, Rezension zu: Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Islamfeindlichkeit. Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30716-islamfeindlichkeit_36482, veröffentlicht am 25.01.2010. Buch-Nr.: 36482 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken