Reichtum und Vermögen. Zur gesellschaftlichen Bedeutung der Reichtums- und Vermögensforschung
Die Zunahme sozialer Ungleichheit ist ein seit Jahren weltweit zu beobachtendes Phänomen. In Deutschland weist die Armutsquote zumal seit der Wende steigende Werte auf – 2004 lag sie bei 16 Prozent. Weltweit ist aber die Gruppe jener, die über ein Netto-Finanzvermögen von mindestens einer Million US-Dollar verfügen, von 4,5 Millionen Personen (1996) auf 10,1 Millionen (2007) gestiegen. Während das Wissen über Entstehung, Formen und Verbreitung von Armut theoretisch und empirisch gut ausgearbeitet ist, enthält die Landkarte über den Reichtum und die Reichen noch viele weiße Flecken. Trotz der seit 2001 etablierten Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung sind die Informationsquellen weiterhin beschränkt. Einerseits sind die einschlägigen Surveys und Sozialstatistiken auf die Auskunftsehrlichkeit der Betroffenen angewiesen, andererseits stellen sich bei den Konzepten zur Messung von Reichtum etliche methodische Fragen. Angesichts dieser Lage findet das Phänomen des Reichtums seit Längerem mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit und der Sammelband möchte einen Überblick über das Spektrum von Forschungsansätzen geben. Das betrifft zum einen konzeptionelle Fragen – hier zunächst hinsichtlich des materiellen Reichtums die Unterscheidung von Einkommen und Vermögen. Dabei zeigt sich, dass die wachsende Schere zwischen Arm und Reich primär die Vermögensdimension betrifft. Die Autoren folgen überwiegend der eher sozialstrukturell orientierten Reichtumsforschung und diskutieren Erhebungsverfahren, Sozialprofile und Verteilungsfragen. Daneben werden aber auch Ansätze vorgestellt, die einen eher kulturell definierten Vermögensbegriff zugrunde legen und sich mit Aspekten sozialer Verantwortung befassen. Der Band beruht auf einer 2007 am Institut für Soziologie der Wilhelms-Universität Münster durchgeführten Fachtagung über „Reichtum und Vermögen in Deutschland“.