Dass die Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert anders Krieg führen und wahrnehmen als etwa Deutschland, dazu bedarf es keiner großen Analyse. Afghanistan ist beredtes Beispiel dafür. Während die deutsche Seite beinahe routiniert in Selbstzweifel über Ziel und Absicht des eigenen Beitrags verfällt, scheinen die USA zu wissen, wofür sie in Afghanistan antreten, weshalb sie dort Verluste hinnehmen, im Vergleich zu Deutschland immense Summen investieren und Truppenerhöhungen im Divisionsrahmen umsetzen. Die deutsche Politik feilscht hingegen über Zugstärken. Der Sammelband basiert mehrheitlich auf Referaten einer Tagung des Sonderforschungsbereiches 437 „Kriegserfahrungen“ an der Universität Tübingen, die 2007 stattfand. Die Autoren thematisieren diesen Krieg naturgemäß nur am Rande, aber sie gehen der historisch-politischen Entwicklung nach, die das moderne Kriegsverständnis amerikanischer Politik und Wahrnehmung prägt und Interpretationsansätze auch für den aktuellen Konflikt bietet: Welche Rolle spielten Kriege in der Gründung der USA, ihrer politischen Entwicklung zur Weltmacht? Wie erinnern sich Soldaten an diese Konflikte? Wie geht die breite Bevölkerung mit diesen Kriegen um? Und schließlich: Wie erinnern Amerikaner an den Krieg und wie interpretieren sie ihn? Der Wert des Bandes liegt darin, dass die Perzeptionsgeschichte stärker hervorgehoben wird als die politische Ereignisgeschichte. Nur so lässt sich u. a. erklären, weshalb die „Heimatfront“ in den USA zumindest von außen betrachtet stabil scheint, weshalb „freedom and democracy“ starke Argumente im Krieg darstellen und nicht nur als politische Lippenbekenntnisse wahrgenommen werden, und weshalb ein Satz wie „I died today.[...] What did you do?“ (14) zeitlos als ständige Mahnung an diejenigen adressiert werden kann, die den jeweiligen Krieg nicht unterstützen.