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Andreas Rödder

Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung

München: C. H. Beck 2009; 490 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-406-56281-5
„‚Wir sind das Volk’ und ‚Wir sind ein Volk’ – die Ziele der Bürgerbewegung in der DDR 1989 standen in der Tradition der bürgerlich-liberalen Bewegung im 19. Jahrhundert: Volkssouveränität, Freiheit und nationale Einheit“ (376), schreibt Rödder, Professor für Neueste Geschichte in Mainz, und ordnet die Revolution von 1989/90 als ein herausragendes Ereignis in die deutsche Geschichte ein. Der thematische Bogen dieser Gesamtdarstellung reicht allerdings weit über Ziele und Wirkung der Bürgerbewegung hinaus, Rödder verwebt diese mit den diplomatischen Verhandlungen, den internationalen Rahmenbedingungen und der inneren Ausgestaltung der Einheit. Seinem Anspruch, auf Basis der verfügbaren Quellen und bisheriger Forschungsergebnisse eine Synthese vorzulegen, wird der Autor gerecht, die Darstellung ist kompakt und informativ. Bereits im ersten Kapitel über den „Vorabend der Epochenwende“ wird die Komplexität der Ereignisse deutlich: „Am Anfang war Gorbatschow“ (15), schreibt Rödder und geht kurz auf dessen ursprüngliche Absicht ein, das sozialistische System der Sowjetunion (nur) zu reformieren. Mit den Hinweisen auf den wirtschaftlichen Strukturwandel und die Globalisierung im Westen wird aber schnell deutlich, in welchem Kontext diese wirtschaftlichen Reformen begonnen wurden. Ihr Scheitern allerdings – und damit der Untergang des Kommunismus und die Befreiung der osteuropäischen Staaten und der DDR – war, beschleunigt durch Glasnost, politisch bedingt. Und dieses Primat des Politischen vor allen ökonomischen Gegebenheiten arbeitet Rödder immer wieder heraus, es galt beim Untergang des SED-Regimes, das angesichts von Protesten und Ausreisebewegung vollends die Legitimation verlor, ebenso wie bei der Ausgestaltung der inneren Einheit, bei der wirtschaftliche Bedenken zugunsten des politischen und sozialen Friedens zurückgestellt wurden. Allerdings sei unter der Regierung Kohl verpasst worden, die Einheit „als nationales Solidarwerk zu verankern“ (373), die Deutschen „haben die Dimensionen der Herausforderung deutsche Einheit lange Zeit nicht wahrhaben wollen“ (365).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.315 | 2.314 | 2.313 | 2.331 | 2.35 | 4.1 | 2.62 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Andreas Rödder: Deutschland einig Vaterland. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30564-deutschland-einig-vaterland_36296, veröffentlicht am 02.07.2009. Buch-Nr.: 36296 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken