Im Namen der Anklage. Meine Jagd auf Kriegsverbrecher und die Suche nach Gerechtigkeit. Aus dem Englischen von Gabriele Gockel und Thomas Wollermann, Kollektiv Druck-Reif
Die Schweizer Juristin del Ponte war von 1999 bis 2007 Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien sowie zwischenzeitlich des Internationalen Strafgerichtshofs für den Völkermord in Ruanda. Sie schildert in diesem Buch vor allem die Suche nach den maßgeblich für die Grausamkeiten im ehemaligen Jugoslawien verantwortlichen Personen sowie die Schwierigkeiten bei deren Auslieferung an das Tribunal. Hierbei geht del Ponte detailliert auf Gespräche und Verhandlungen mit namhaften Politikerinnen und Politikern ein, die sie an ihrer Arbeit hindern wollten. Dazu zählen nicht nur Serben, Kroaten und Kosovo-Albaner, sondern auch die USA, einige europäische Regierungen und der Vatikan. Weitere unkooperative Personen nennt del Ponte im Zusammenhang mit dem Verfahren wegen des Völkermordes in Ruanda. Positiv zu vermerken ist, dass del Pontes Darstellung bei allem Engagement an keiner Stelle pathetisch oder nach Mitleid heischend ist. Vielmehr herrscht ein vergleichsweise nüchterner Stil vor. Allerdings ist das empfehlenswerte Buch stellenweise überfrachtet mit Details aus Sitzungen oder einzelnen Besprechungen. Del Ponte, die ihre Laufbahn als Anwältin begonnen hatte und Staatsanwältin für den Kanton Tessin und Bundesanwältin der Schweiz gewesen war, ist jetzt Botschafterin ihres Heimatlandes in Argentinien.