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Ursula Bazant

Selbstständigkeit im konservativen Wohlfahrtssystem

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (VS Research); 263 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-531-16385-7
Diss. Münster; Gutachter K. Schubert. – Bazant verknüpft den Diskurs über den beruflichen Status der Selbstständigkeit mit der Wohlfahrtsforschung. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bilden die Maßnahmen der Bundesregierung, mit denen der Anteil der Selbstständigen erhöht werden soll. Bazant formuliert die These, dass diese Fördermaßnahmen aber nicht ausreichen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Vielmehr – und das ist der Gegenstand ihrer Untersuchung – müsse das Augenmerk auf alternative Faktoren gerichtet werden, die Einfluss auf die Entscheidung zur beruflichen Selbstständigkeit haben. Diese Einflüsse sieht die Autorin im Wohlfahrtsregime verortet. Bazant identifiziert am Beispiel Deutschlands vier Faktoren, die jeweils in unterschiedlicher Stärke wirken: die Wirtschaftsstruktur, die Struktur des Arbeitsmarktes, personenbezogene Faktoren und das System der sozialen Sicherung. So ergiebig ihre materialreiche Analyse ist, so schwer fällt es Bazant, eine Verallgemeinerung ihrer Fallstudie mit Blick auf das konservative Wohlfahrtsregime vorzunehmen und somit einen Beitrag zur Wohlfahrtsforschung im Sinne Esping-Andersens zu leisten. Ihr Fazit lautet vielmehr, dass die Etablierung eines solchen konservativen Wohlfahrtsregimes ihrem empirischen Test nicht standhält. Vor diesem Hintergrund dient Esping-Andersens Typus des konservativen Wohlfahrtsregimes allenfalls als Heuristik, verhilft aber in dieser Untersuchung nicht zu einer überzeugenden Vorauswahl der Fälle. Auch wenn Bazant in ihrer methodisch sorgfältig reflektierten Arbeit herausstellen muss, dass die traditionelle Dreiteilung der Wohlfahrtsregimes an empirische Grenzen stößt, gelingt es ihr doch, dem Leser die weitreichende Bedeutung des Wohlfahrtssystems zu vermitteln, den dieses beispielsweise auch für die scheinbar klar abgegrenzte Frage der Erhöhung des Anteils von Selbstständigen hat. Damit leistet sie mit ihrem Buch einen wertvollen Beitrag zur sozial- und arbeitsmarktpolitischen Debatte in Deutschland.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.342 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Ursula Bazant: Selbstständigkeit im konservativen Wohlfahrtssystem Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30460-selbststaendigkeit-im-konservativen-wohlfahrtssystem_36162, veröffentlicht am 15.04.2009. Buch-Nr.: 36162 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken