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Stefan Meister

Das postsowjetische Universitätswesen zwischen nationalem und internationalem Wandel. Die Entwicklung der regionalen Hochschule in Russland als Gradmesser der Systemtransformation. Mit einem Vorwort von Joan DeBardeleben

Stuttgart: ibidem-Verlag 2008 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 85); 313 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-89821-891-7
Diss. Jena; Gutachter: H. Hubel. – Ein Blick in die Seminarräume einer russischen Universität sagt viel über die Entwicklung des Hochschulwesens in Russland aus: In den Räumen einer Technischen Universität findet sich die modernste Medientechnik, während durch die Fenster einer Pädagogischen Universität der Wind pfeift. Genau diese Unterschiede hinterfragt der Autor: „Weshalb gelang es einigen Hochschulen [...] im Transformationsprozess, sich besser an die neuen Umgebungsbedingungen anzupassen als anderen?“ (28) Meisters These lautet, dass diejenigen Hochschulen den Wandel erfolgreich gestalteten, die imstande waren gute Beziehungen zu den regionalen Eliten und internationalen Institutionen aufzubauen. Die fehlende föderale Unterstützung konnten sie so kompensieren. Die Ergebnisse seiner beiden Fallstudien über die Hochschulen im Gebiet Kaliningrad und Nischni Nowgorod stützen seine These. Der Autor schreibt: „Es wird deutlich, dass eine Emanzipation der Hochschulleitungen und regionalen Verwaltungen gegenüber dem Zentrum erfolgte und dass das Wissen in den Regionen über internationale Zusammenhänge gestiegen ist.“ (272) Der Wandlungsprozess der russischen Hochschulen lasse sich in zwei Phasen untergliedern, nämlich in die der Amtszeiten der Präsidenten Jelzin und Putin. Ab dem Jahr 2000 habe eine Erneuerung der Hochschulen von oben eingesetzt. Charakteristisch für die Umsetzung dieser neuen Reformen von Putin sei die Kombination aus ökonomischen Konzepten sowie traditionellen Mustern der Kontrolle und Steuerung gewesen, die zu einer Einschränkung der demokratischen Strukturen und Transparenz geführt haben, so der Autor. Darin werde die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der russischen Hochschulpolitik sichtbar. Die russische Regierung verkenne, dass die Hochschulen selbstbewusster geworden sind. Die Erfahrungen, die schwierigen 90er-Jahre aus eigener Kraft gemeistert zu haben, stärkten die Hochschulen. Das Fazit des Autors lautet: „Der Wandel im Hochschulwesen steht damit exemplarisch für die Transformation russländischer Institutionen auch in anderen Politikbereichen.“ (272)
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.263 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Stefan Meister: Das postsowjetische Universitätswesen zwischen nationalem und internationalem Wandel. Stuttgart: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30243-das-postsowjetische-universitaetswesen-zwischen-nationalem-und-internationalem-wandel_35888, veröffentlicht am 08.04.2009. Buch-Nr.: 35888 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken