Der deutsche Kommunismus. Selbstverständnis und Realität. Band 4: Neubeginn ohne letzte Konsequenz (1945/1946)
1945/1946 wurde die KPD zum ersten Mal „in die Lage versetzt, aus einer Schlüsselstellung heraus gestaltend in die gesellschaftliche Entwicklung einzugreifen“ (267) schreibt der Historiker Benser, der lange wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der SED war. Da er aber nicht erwähnt, wer die KPD in diese Lage versetzte, kann er – entgegen dem Forschungsstand der Historikerzunft – die Ansicht vertreten, dass der antifaschistisch-demokratische Ansatz der frühen Nachkriegszeit kein rein taktisches Manöver war. Benser konzentriert sich auf die innerparteiliche Entwicklung, den Neuaufbau als Massenpartei und deren Rolle bei der politischen Transformation sowie auf die Vorbereitungen der SED-Gründung und ihre Etablierung. Nicht ein einziges Kapitel ist explizit dem Einfluss der Sowjetunion auf die Entwicklung in ihrer Besatzungszone gewidmet. Die geradezu allmächtige Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) taucht nur hin und wieder fast beiläufig im Zusammenhang von Erlassen zur Neuregelung etwa des Finanzwesens oder zur Einrichtung von Frauenausschüssen auf. So interessant es zwar grundsätzlich sein mag, das Innenleben der KPD in der vielleicht wichtigsten und für sie sicher spannendsten Phase ihrer Existenz zu betrachten, bleibt die Darstellung durch die Ausklammerung des sowjetischen Diktats völlig unzureichend. Damit wird die vierteilige Reihe über den deutschen Kommunismus (siehe ZPol-Nr. 12695, 27111 und 35813) leider mit einem inhaltlich schwachen Band abgeschlossen.