Skip to main content
Marina Sverdel

Medienoligarchen. Chancen und Grenzen für die Pressefreiheit in der Ukraine – eine Fallstudie

Köln: Herbert von Halem Verlag 2008; 263 S.; 24,- €; ISBN 978-3-938258-77-4
Journalist. Diplomarbeit Dortmund; Betreuer: H. Pöttker, J. Heinrich. – Während der „Revolution in Orange“ in der Ukraine im Spätherbst 2004 war die Pressefreiheit neben der Beseitigung der allgegenwärtigen Korruption des von Ex-Präsident Leonid Kučma geführten Regimes ein Hauptanliegen der Protestbewegung. Unter Kučma unterlagen Presse, Rundfunk und Fernsehen trotz fortschreitender Privatisierung des Mediensektors einer starken indirekten Kontrolle bzw. Zensur durch den Staat, mittels sogenannter täglicher Anweisungen (temnyky) gab die Präsidialadministration den Journalisten Themen und deren Interpretation praktisch vor. Insbesondere während der letzten, durch die Erstarkung der Opposition gekennzeichneten Jahre des Kučma-Regimes kam es zudem zu immer härteren Repressalien gegen einzelne Journalisten, wobei der Fall des ermordeten Heorhij Gongadse (2000) heraussticht. Sverdel ergründet die unter dem neuen Präsidenten Wiktor Juschtschenko zwischen 2004 und 2006 erzielten Fortschritte auf dem Gebiet der Pressefreiheit durch einen aufwendigen Methodenmix aus Dokumenten- und Inhaltsanalyse sowie durch Leitfadeninterviews mit ukrainischen Journalisten. Dabei ist auffällig, dass trotz der demokratischen Versprechungen des neuen Präsidenten kaum Verbesserungen bei der Neuformulierung bzw. Implementation der legalen und strukturellen Bedingungen der Pressefreiheit erreicht wurden. Zudem bleibt festzustellen, dass sich der ukrainische Medienmarkt noch immer durch eine hohe Intransparenz der Eigentümerstrukturen sowie einen „erheblichen Druck von Wirtschaftsgruppen und [den] direkten Einfluss der Politik“ (161) auszeichnet. Auf der anderen Seite sind unter Juschtschenko insbesondere ein deutlicher Rückgang repressiver Maßnahmen gegen Journalisten sowie das Fehlen einer offen politisch motivierten Zensur zu beobachten. Für die aktuelle Entwicklung von Demokratie und Menschenrechten in der GUS-Region ist es allerdings bezeichnend, dass man die post-orangene Ukraine trotz dieser nur moderaten Fortschritte als Vorreiter in Sachen Pressefreiheit betrachten muss.
André Härtel (ANH)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: André Härtel, Rezension zu: Marina Sverdel: Medienoligarchen. Köln: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30178-medienoligarchen_35781, veröffentlicht am 02.07.2009. Buch-Nr.: 35781 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken