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Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.)

Archiv für Sozialgeschichte. 48. Band 2008

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2008; XVIII, 796 S.; Hardc., 68,- €; ISBN 978-3-8012-4180-3
Insgesamt 18 Beiträge sind dem Rahmenthema „Dekolonisation: Prozesse und Verflechtungen 1945 bis 1990“ gewidmet. Die Autoren, alle sind Historiker, beschäftigen sich mit Emanzipationsprozessen in den „neuen Staaten“ vor allem in Afrika (vereinzelt auch in Asien) und der Verflechtung mit ehemaligen Kolonialreichen. Untersucht werden „nation building“-Strategien der neu entstandenen souveränen Nationalstaaten. Es werden Formen (post-)kolonialer Gewalt angesprochen – Algerien, Kenia und auch Malaya gehören hier „zu den bedrückendsten Beispielen“ (6), wie Andreas Eckert in seinem einleitenden Überblick feststellt. In den Blick genommen wird die Rolle internationaler Organisationen im Dekolonisationsprozess, wie etwa von UNHCR oder der Internationalen Arbeitsorganisation. Es geht auch um die Frage, wie sich die Dekolonisation auf die Kolonialmächte auswirkte und welche Rolle sie für die Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft sowie der Neuen Linken spielte. Ein weiteres Thema ist die Geschichte der Entwicklungshilfe. So beschäftigt sich Hubertus Büschel mit den Akteuren westdeutscher Entwicklungshilfe und „ostdeutscher Solidarität“ (333) im Zeitraum zwischen 1955 und 1975. Das „Phänomen ‚in Afrika helfen’“ sei damals noch stark „von kolonialen Erfahrungen, von physischen, kulturellen und gesellschaftlichen Vorbehalten und Rassismen geprägt“ gewesen, sowohl die bundesrepublikanischen als auch die DDR-Akteure hätten „immer wieder einen Glauben an die Wohltätigkeit der Hilfe in Afrika“ (365) demonstriert. Die Errichtung eines Stahlwerks im indischen Rourkela – ein erfolgloses Projekt früher bundesdeutscher Entwicklungshilfe – markiert laut Corinna Unger „einen Wendepunkt in der westdeutschen Entwicklungshilfepolitik“. In der Folge revidierten die Entwicklungsexperten die Ziele und Methoden. Das BMZ „nutzte die Chance, um sich von der Vereinnahmung durch wirtschafts- und außenpolitische Interessen zu emanzipieren und seinen Gestaltungsspielraum zu erweitern“ (387).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 4.1 | 4.22 | 4.3 | 4.41 | 2.22 | 2.23 | 2.61 | 2.64 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte. 48. Band 2008 Bonn: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29955-archiv-fuer-sozialgeschichte-48-band-2008_35504, veröffentlicht am 03.03.2009. Buch-Nr.: 35504 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken