Macht und Herrschaft
In der als "Einstiege" in die "Grundbegriffe der Sozialphilosophie und der Gesellschaftstheorie" ausgelegten Verlagsreihe ist der vorliegende Überblick über verschiedene theoretische Definitionen und Deutungen zum Problem der Machtbildung bzw. der Machtnahme, der unterschiedlichen Erscheinungsformen von Herrschaftsprozessen sowie der Strategien zur Herrschaftslegitimation erschienen. Der Autor geht dazu der Frage nach, "wie Prozesse der Machtbildung und Legitimation von Herrschaft in modernen Gesellschaftstheorien interpretiert werden und welche historischen Voraussetzungen sie haben" (11). Herrschaft, so seine zentrale These, könne weder als "naturgegebenes Grundverhältnis" menschlicher Beziehungen in der Gesellschaft zureichend begriffen werden noch als "institutionalisierter Prozeß" zum Beispiel im Nationalstaat bürgerlicher Formation von den komplexen ökonomischen und sozio-strukturellen Einflüssen auf dessen historische Entwicklung abstrahiert werden. Notwendig sei eine ganzheitliche Betrachtung der Zusammenhänge von ökonomischer Entwicklung, politischem Prozeß im öffentlichen Raum und der Formation staatlicher Verwaltungsstrukturen als den Bedingungen von Macht und Herrschaft in modernen Gesellschaftsverhältnissen. Zu diesem Zweck wird vom Autor ein breites Spektrum moderner Gesellschafts- und Herrschaftstheorien unter Darstellung ihrer ideengeschichtlichen Voraussetzungen und ihrer konkreten Entstehungsbedingungen im Vergleich entfaltet. Die Fülle der behandelten Interpretationen (etwa von Bacon, Hobbes und Machiavelli bis Foucault, Habermas, Luhmann sowie den jüngsten Ansätzen zur "krisenhaften Modernisierung" bei Giddens und Beck) läßt allerdings eine eigene systematische Gliederung nicht durchgehend erkennen, was für den Zweck einer einführenden Übersicht zu erwarten wäre. So erscheint der Wechsel zwischen chronologischer Rekonstruktion der Theorieentwicklung einerseits und thematischer Vertiefung anhand zentraler Aspekte der Macht-/Herrschaft-Problematik andererseits bisweilen unvermittelt sprunghaft. Bedauerlich ist außerdem die unpräzise Art der Literaturverweise (ohne Seitenangaben), welche das Auffinden zitierter Fundstellen dem interessierten "Einsteiger" nicht leicht macht.