Wie geht's, Deutschland? Populisten. Profiteure. Patrioten. Eine Bilanz der Einheit
Jürgs hat ein ungewöhnliches Buch über die Deutsche Einheit und deren Folgeprobleme geschrieben. Eine stringent durchlaufende und somit auflagensichernd-populäre These, wie sie in anderen journalistischen Publikationen zum Thema häufig zu finden ist, fehlt. Diese Differenziertheit ist gleichsam die Stärke des Bandes. Der Autor berichtet vor allem von Gesprächen, die er mit bekannten und unbekannten Personen geführt hat. Auf seiner Deutschlandreise traf er u. a. Angela Merkel, Matthias Platzeck, Egon Bahr, Joachim Gauck, Gregor Gysi, Wolfgang Böhmer, Erich Loest, Günther Jauch, Wolfgang Berghofer, Lothar de Maizière und Rainer Eppelmann. Zu Wort kommen aber auch „normale“ Bürger, wobei es Jürgs versteht, die potenzielle Vielgestaltigkeit ostdeutscher Biografien nach 1989/90 exemplarisch darzustellen. In thematischer Hinsicht wird der Rahmen weit gesteckt. Es geht um die Entwicklung und die Ursachen der friedlichen Revolution, um die Privatisierung in Ostdeutschland, politisch-kulturelle Spezifika, Probleme des Rechtsextremismus und vieles mehr. Ein roter Faden ist dabei bisweilen nur schwerlich auszumachen. Trotzdem – oder gerade deswegen – hat Jürgs ein ausgesprochen lesenswertes Buch verfasst, getragen von persönlichen Geschichten, die spannende Einblicke in das Innenleben des Landes und seiner Bewohner geben.