Bildungspolitik und Bildungsgerechtigkeit
Diverse internationale und nationale Bildungsvergleichsstudien bescheinigen dem deutschen Bildungssystem nicht nur mittelmäßige Leistungen, sondern auch ein hohes Maß an sozialer Ungleichheit. Über Ursachen des Schulversagens und mögliche Lösungsstrategien streiten Politik, Wissenschaft, Lehrer- und Elternschaft. Dieser Band dokumentiert eine Fachtagung zum Thema „Bildung und Bildungspolitik“, die im September 2007 als zweite Tagung in der Reihe „Sozialethik konkret“ stattfand. In vier Hauptbeiträgen, die jeweils durch zwei Korreferate aus weiteren Fachdisziplinen kommentiert werden, wird der Themenkomplex „Bildungspolitik und Bildungsgerechtigkeit“ aus je unterschiedlicher Perspektive beleuchtet. So arbeitet Katja Neuhoff die i. E. vorhandenen Vorzüge des Konzeptes der Beteiligungsgerechtigkeit gegenüber dem der Chancengleichheit im Rahmen sozialethischer Erörterungen zur Bildungsgerechtigkeit heraus und leitet daraus Konsequenzen für die Gestaltung des Bildungssystems ab. Georg Auernheimer skizziert den aktuellen Diskussionsstand über vorhandene Strukturdefizite des deutschen Schulsystems und deren Konsequenzen. Er stellt sowohl die kontroversen Erklärungsansätze für das Schulversagen als auch allgemein diskutierte Lösungsstrategien dar. Joachim Wiemeyer gibt einen Überblick über das deutsche Bildungswesen mit starkem Fokus auf die Anbieter von Bildungsleistungen. Er entwickelt normative Kriterien zur Bewertung des Bildungswesens sowie Vorschläge zu dessen systemimmanenter Reform. Schließlich entwirft Gerhard Kruip einen normativen Bezugsrahmen für die Ausgestaltung öffentlicher und privater Bildungsfinanzierung. Während er für die Primarstufe und Sekundarstufe I für ein weiterhin überwiegend öffentlich finanziertes und staatlich administriertes Bildungsangebot plädiert, schlägt er für die Sekundarstufe II, die duale Berufsausbildung sowie für die Hochschulen die Einführung von Bildungsgutscheinmodellen vor. Diese sollen durch private Eigenleistungen ergänzt und von staatlich garantierten und einkommensabhängig zurückzuzahlenden Bildungskrediten flankiert werden.