Politikwiss. Diss. Tübingen; Gutachter: R. Hrbeck. – Im Frühjahr 2005 entschieden sich Frankreich und die Niederlande in Referenden für eine Ablehnung des Vertrages über eine Verfassung für Europa. Vor diesem Hintergrund fragt der Autor nach den Voraussetzungen für eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit. Er untersucht diese anhand der Presseberichterstattung über den europäischen Verfassungskonvent, der den nationalen Referenden vorausging. Für Kurpas hat der Konvent als gesamteuropäisches Ereignis von großer Bedeutung ein hohes Potenzial für die Erfüllung qualitativer Ansprüche an eine europäische Öffentlichkeit. Er erhofft sich durch seine Studie zudem Erkenntnisse über die Möglichkeiten und Grenzen transnationaler Kommunikation im europäischen Kontext. Seine Bewertung stützt sich auf eine detaillierte quantitative und qualitative Analyse der Konventsberichterstattung in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Österreich – Staaten, in denen sehr unterschiedliche nationale Debatten geführt wurden, die zum einen in ihre Konstitution und Integrationsgeschichte zum anderen auch in der öffentlichen Wahrnehmung begründet sind. Für das Scheitern des Vertrages sind für ihn damit nicht die verschiedenen Verfahrensarten der nationalen Referenden, sondern nationale Akteure, die Ihre Interessen im Vertragstext verwirklicht sehen wollten, maßgeblich. Der Autor vermutet die Ursachen für die Ablehnung des Vertrages also auf nationalstaatlicher Ebene - eine Annahme, die sich im Verlauf seiner Untersuchung bestätigt: „Auch generell sprechen zahlreiche Indikatoren gegen ein stabiles ‚kommunikatives Kerneuropa’ und für variierende ‚Kommunikationskoalitionen’ als Regelfall: Sie entstehen (und zerfallen) ad hoc und in starker Abhängigkeit von nationalen Befindlichkeiten“ (210).