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Jakob Rösel / Pierre Gottschlich

Indien im neuen Jahrhundert: Demokratischer Wandel, ökonomischer Aufstieg und außenpolitische Chancen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie 10); 196 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8329-3267-1
„Mit dem Eintritt in ein neues Jahrhundert wird endgültig sichtbar, dass sich die indische Politik und die indische Wirtschaft auf neue Organisationsmodelle, Erwartungen und Allianzpartner einstellen müssen.“ (9) Den sichtbaren Beginn der einschneidenden Veränderungen verbinden die Autoren mit zwei Daten: 1991 hatte sich der von Nehru begründete planwirtschaftliche mittlere Entwicklungsweg endgültig als ungenügend erwiesen. Das Land sah sich gezwungen, den Internationalen Währungsfonds um Hilfe zu bitten, und schaffte es anschließend, nach Zollsenkungs-, Exportförderungs- und Marktliberalisierungsmaßnahmen die Wachstumsrate zu verdoppeln. 1998 schließlich zeigt sich der Demokratisierungserfolg der seit Jahrzehnten regierenden Congress-Partei darin, dass die Bharatiya Janata Party (BJP) die Wahlen gewann und die Regierung übernahm. „Unter dem Druck des eigenen demokratischen Erfolgs und unter dem Druck der Globalisierung sind damit neue Parteien und Interessengruppen, Spielregeln und Ambitionen entstanden“ (9), schreiben Rösel und Gottschlich. Die Transformation des Parteiensystems sowie der Machterhalt und die Armutspolitik der neuen Koalition sind die Themen des Kapitels über den demokratischen Wandel. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung werden die Binnenliberalisierung sowie die Anbindung an die Weltwirtschaft beschrieben. Ein weiteres Kapitel ist der Außenpolitik gewidmet, wobei die Autoren drei indische Perspektiven feststellen: Die indische Elite schätze die USA entweder als unersetzbares Zentrum, als Referenzpunkt oder als Primus inter Pares ein. Unbestreitbar aber sei, dass Indien nur dank der USA hoffen könne, „von einer verhinderten zu einer selbstverständlichen Großmacht aufzusteigen“ (149). Vor diesem Hintergrund ist auch die Bedeutung des indischen Nuklearprogramms und des amerikanisch-indischen Nuklearpakts zu sehen. Insgesamt stellen die Autoren fest, dass der politische Wandel und die demokratisch ausgehandelte Marktliberalisierung dem Herrschafts- und Wirtschaftssystem bisher eine „erstaunliche Anpassungsfähigkeit und neue Prosperität verschafft“ (10) haben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 4.22 | 2.262 | 2.23 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jakob Rösel / Pierre Gottschlich: Indien im neuen Jahrhundert: Demokratischer Wandel, ökonomischer Aufstieg und außenpolitische Chancen Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29498-indien-im-neuen-jahrhundert-demokratischer-wandel-oekonomischer-aufstieg-und-aussenpolitische-chancen_34922, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 34922 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken