Die Autoren des Bandes zeichnen die Überlieferung und Aktualität des DDR-Samisdat nach. Dabei handelt es sich um jene außerhalb der staatlichen Zensur und im Eigenverlag herausgegebenen Schriften, die in der DDR im Umfeld der Friedens-, Umwelt- und Menschrechtsgruppen entstanden sind. In einem zweiten Themenbereich geht es um Nutzungsmöglichkeiten der neuen Medien für die Erinnerungskultur einer demokratischen Öffentlichkeit. Ilko-Sascha Kowalczuk widmet sich der Etablierung und Entwicklung einer Gegenöffentlichkeit durch den politischen Samisdat in der DDR. Dabei betont die Autorin, dass die westdeutsche Öffentlichkeit in einer solchen Betrachtung nicht zu vernachlässigen sei, da diese eine Ersatzöffentlichkeit für die DDR gebildet habe. Ein zivil-emanzipatorisches Moment, das über die rein politische Opposition hinausgehe, sieht sie im „diskursiven Ansatz, der das selbstgeschaffene Medium nicht als 'Zentralorgan', sondern als basisdemokratisches Forum von Lesern und Gruppen begreift“ (65). Dieter Rucht untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Oppositionsgruppen der DDR und den neuen sozialen Bewegungen in der BRD. Er konstatiert, dass im Westen wie im Osten die Arbeiterschaft kaum in diesen Gruppen repräsentiert war, sondern die gebildeten Mittelschichten, insbesondere Akademiker, dominierten. Die abschließende These des Autors lautet, dass bestehende Unterschiede weniger auf die verschiedenen Präferenzen der Aktivisten zurückgehen, sondern eher „Ausdruck stark kontrastierender politischer Rahmenbedingungen“ sind (80). Die Texte entstanden im Rahmen einer Konferenz im Mai 2005 in Berlin, die durch die Herausgeber organisiert und durch die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur initiiert wurde; sie stehen im Kontext eines Projekts zur Nutzbarmachung der gesamten Samisdat-Publikationen in einem digitalen Archiv im Internet.