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Thomas Jäger / Daria W. Dylla (Hrsg.)

Deutschland und Polen. Die europäische und internationale Politik

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 326 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-15933-1
Hatte man an das jüngere deutsch-polnische Verhältnis besondere Hoffnungen gebunden, so musste man sich enttäuscht sehen, führen die Herausgeber im Vorwort aus, denn „Deutschland und Polen entwickeln sich zu Antipoden der europäischen Politik“ (7). Damit benennen sie eine Entwicklung, die im Kontext konfliktträchtiger Themen wie des Irak-Kriegs, der Energiesicherheit und der Raketenabwehr steht. Mit der Energiepolitik beschäftigt sich Frank Umbach in seinem Beitrag - ein Thema, das in den letzten Jahren zum außenpolitischen Konfliktfeld zwischen Warschau und Berlin geworden ist. Polen, stellt Umbach fest, verhalte sich widersprüchlich, wenn es einerseits nicht auf die durch den Bau der Ostseepipeline wegfallenden Transitzahlungen verzichten, andererseits aber eine Verringerung der Abhängigkeit von Russland erreichen wolle. Doch auch die deutsche Politik sei nicht stringent, wolle sie doch Russland durch Verflechtung einbinden und forciere zugleich eine gemeinsame Energieaußenpolitik der EU, die Russland in Europa und Zentralasien herausfordere. Damit es zu einer produktiveren Zusammenarbeit kommt, schlägt der Autor einen intensivierten Energiedialog zwischen Deutschland und Polen vor. Rasmus Beckmann untersucht die Politik Deutschlands und Polens in der NATO. Er stellt fest: „Fliehkräfte wirken auf den inneren Zusammenhalt der NATO, eine stärkere nationale Ausrichtung der sicherheitspolitischen Strategien ist theoretisch herzuleiten und empirisch zu beobachten“ (180). Zudem unterschieden sich die einzelstaatlichen Auffassungen über die Kernfunktionen der NATO erheblich, betont der Autor. Während Deutschland die NATO vor allem als Institution sicherheitspolitischer Kooperation betrachte, sehe Polen „die Allianz als politisches Instrument zur Verfolgung gemeinsam definierter Interessen unter Einsatz militärischer Macht“ (182).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 4.22 | 2.61 | 3.7 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Thomas Jäger / Daria W. Dylla (Hrsg.): Deutschland und Polen. Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29339-deutschland-und-polen_34703, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 34703 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken